Einblicke in die optometrische Arbeit Augenoptik-Studierende der Hochschule Aalen kommen über INTERLENS-HochschulAA-Event in Kontakt mit regionaler Kontaktlinsenwelt

Foto: Schwarz Weiß: Max Hofmann an einem Bildschirm mit Schaubildern zu Kontaktlinsen

Rund 35 Augenoptik-Studierende wie Max Hofmann durften über direkte Praxiseinblicke in die Kontaktlinsenwelt eintauchen. Foto: © Uwe Bischoff, Müller Welt

Fr, 07. May 2021

Vor zwei Jahren fand zuletzt das Stuttgarter INTERLENS-HochschulAA-EVENT statt, da es 2020 aufgrund der Coronakrise ausgefallen ist. Dieses Jahr initiierten Ralf Michels, Studiengangskoordinator Augenoptik, und Prof. Dr. Anna Nagl, Studiengangsleiterin des Masterangebots Vision Science and Business (Optometry), das Treffen virtuell. Teilgenommen haben die Interlens e.V.-Unternehmen Conta Optic, Visus Kontaktlinsen und Müller Welt Contactlinsen aus Stuttgart, sowie rund 35 Augenoptik-Studierende aus dem vierten und sechsten Semester, die in die Kontaktlinsenwelt eintauchen durften.

Uwe Bischoff stellte Müller Welt aus Stuttgart vor und in diesem Zuge die Perspektiven von MitarbeiterInnen mit unterschiedlich langer Betriebszugehörigkeit sowie Anpassung von Minisklerallinsen. Dabei stellte sich ein Teil seines 25-köpfigen Teams vor und berichtete den Studierenden authentisch über ihre jeweiligen Werdegänge. Bernhard Neuberger ist seit 2014 Anpasser und mittlerweile Teamleiter. Seine Schwerpunkte: Minisklerallinsen, Baby- und Kleinstkinder-Versorgung in einer Minisklerallinsen sind deutlich größer als die üblicherweise angepassten Corneallinsen. Moderne hochsauerstoffdurchlässige Materialien lassen eine Verwendung in dieser Größe zu. Sie werden hornhautüberbrückend angepasst und liegen auf der Bindehaut auf. Sie haben die bis in den 90er Jahren noch verwendeten Full-Sklerallinsen weitgehend verdrängt. Vor dem Aufsetzen müssen sie mit einer konservierungsmittel-freien Kochsalz-Lösung gefüllt werden. Zum Einsatz kommen sie beispielsweise bei Horhautektasien, Keratoplastiken oder zum Schutz der Hornhaut bei starkem Sicca-Syndrom. Im Vergleich von Sklerallinse und Corneallinse sind die Nachteile bislang noch die verminderte Sauerstoffversorgung, die komplexere Handhabung sowie die limbale und conjunktivale Belastung. Minisklerallinsen werden dann angewendet, wenn mit Corneallinsen kein stabiles Sehen erreicht werden kann, Areale der Hornhaut überbrückt werden müssen, aufgrund starker Deformation der Hornhaut eine erhöhte Verlustgefahr besteht oder akute Benetzungsstörungen der Hornhaut vorliegen. 

Uwe Bischoff: „In der Bevölkerung versteht man unter Kontaktlinsen meist Monats- oder Tageslinsen. Da diese problemlos im Drogeriemarkt oder im Internet verfügbar sind, ist deren Stellenwert nicht besonders, vergleichbar mit anderen Hygiene-Artikel. Dass Kontaktlinsen aber viel mehr können, vor allem wenn man alle mögliche KL-Typen und deren Anwendungsspektrum kennt, das sollte zumindest in der Fachbranche allgegenwertig sein. Der Hochschulbesuch bei den Stuttgarter Interlens-Instituten gab den Studierenden entsprechende Einblicke und löste vielleicht auch den Wunsch nach einem Praktikum aus oder gar einem künftigen Arbeitsplatz in einer hochinteressanten Nische unseres Berufs des Augenoptikers/Optometristen.“

Robert Merten hat für Conta Optic zu dem Thema Myopie-Management/Ortho-K referiert. Die Myopie, auch Kurzsichtigkeit, kann sich nicht verringern, nur verstärken. Es kann sogar eine Myopie-Epidemie beobachtet werden. Industrienationen wie Asien (80% kurzsichtig) sind stärker betroffen als deindustrialisierte Nationen wie Afrika (10% kurzsichtig). In Europa wächst die Betroffenheit. Für das Jahr 2050 wird von einer Myopieprävalenz von 50% weltweit ausgegangen. Dies wird besonders ausgelöst durch Sehanforderungen in der Nähe durch das digitale Zeitalter, schlechte Beleuchtung, fehlendes Tageslicht sowie Vitaminmangel. Einen zehnprozentigen Auslöseranteil hat auch die Veranlagung. Das Risiko: Durch die Gewebedehnung im hinteren Bereich des Auges kann es z.B. zu grauem Star oder einer Netzhautablösung kommen. Durch entsprechende Maßnahmen kann die Myopie verringert bzw. gebremst werden. Dafür ist die Brille jedoch die schlechteste Versorgung, die Kontaktlinse ist laut Merten besser geeignet, da Bildfehler nicht so groß sind. Präventive Maßnahmen wie bessere Beleuchtung, mehr Tageslicht, optische Korrekturen, multifokale Brillen oder Orthokeratologie-Kontaktlinsen, die Erfolge bis 70% erzielen, sind das Ziel.

Viola Stupka, Anpasserin, und Moritz Fanti, Geschäftsführer von Visus Contactlinsen Stuttgart, haben sich im Rahmen des Austauschs die Frage gestellt, welchen Nutzen die Messung der Kontrast-Empfindlichkeit im Rahmen einer Anpassung hat. Hierzu haben sie das Fallbeispiel eines Rentners herangezogen, der zwar gut sieht, nachts aber schwer Kontraste erkennen kann. Durch einen Topographen, eine Spaltlampenuntersuchung sowie zuletzt die Messung mit dem LUVIS-Kontrastsehtestgerät konnten zahlreiche Krankheiten ausgeschlossen werden. Der Kunde muss zunächst für eine Messung voll auskorrigiert sein, sitzt dann vor dem Lichtkasten und muss Buchstaben von links nach rechts vorlesen bis er zwei aufeinanderfolgende Buchstaben falsch vorliest – dann ist der Test beendet. Damit kann die Kontrastempfindlichkeit festgestellt und für den Kunden besser nachvollzogen werden. Der Augenarzt hat so die Möglichkeit auf Vergleichbarkeit mit anderen Messungen.

Nach den Vorträgen konnten die Studierenden im direkten Austausch mit den Geschäftsführern und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Fragen zum Praxissemester, einer Bachelorarbeit im Unternehmen und den Fachthemen stellen. „Das Event war sehr interessant. Ich finde es toll zu sehen, wie sich alle Mühe geben, uns einen – wenn auch nur virtuellen – Einblick in ihre Arbeit und ihr Institut zu geben“, resümiert Kim Kochanec, Augenoptik-Studierende im 4. Semester.

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