Wenn Literatur auf Wissenschaft trifftDas neue Programm des Studium Generale an der Hochschule Aalen ist da

Science-Fiction-Fan und Buchautor Mark Brake macht mit seinem Online-Vortrag „Space, Time, Machine and Monster“ den Anfang beim neuen Semesterthema „Literatur und Wissenschaft“ im Rahmen des Studium Generale. Bild: KI-generierte Illustration

Th, 02. October 2025

Ob Mary Shelleys „Frankenstein“, „Die Zeitmaschine“ von H.G. Wells oder „Der Marsianer“ von Andy Weir – viele literarische Werke sind von den wissenschaftlichen Entwicklungen ihrer Zeit inspiriert. Und vieles, was einst als Science-Fiction galt, ist längst Realität. In diesem Spannungsfeld bewegt sich auch das neue Semesterthema „Literatur und Wissenschaft“ im Rahmen des Studium Generale an der Hochschule Aalen. In Kooperation mit der vhs Aalen möchte sie im Wintersemester 2025/26 Studierende sowie die interessierte Öffentlichkeit für die spannende Schnittstelle zwischen Literatur, Wissenschaft und Technik begeistern. 

In ihrem Studium werden Studierende häufig zu Spezialisten in ihrem Bereich ausgebildet. Doch zu einem Studium gehört mehr als Fachwissen – es soll auch einer ganzheitlichen Bildung dienen. Aus diesem Grund gibt es das Studium Generale an der Hochschule Aalen, das den berühmten „Blick über den Tellerrand“ und eine Plattform für den gesellschaftlichen Diskurs ermöglicht. Auch im Wintersemester 2025/2026 setzt die Hochschule Aalen gemeinsam mit der Volkshochschule Aalen wieder ein Zeichen für interdisziplinäres Denken, diesmal mit dem Semesterthema „Literatur und Wissenschaft“. „Mit dieser Reihe möchten wir unseren Studierenden vermitteln, dass Technik und Geisteswissenschaften keine Gegensätze sind, sondern sich gegenseitig bereichern“, sagt Hochschulrektor Prof. Dr. Harald Riegel. Die Auseinandersetzung mit Literatur helfe, gesellschaftliche, ethische und kulturelle Aspekte technischer Entwicklungen besser zu erfassen. Die Veranstaltungen sind für alle offen, sie richten sich an Studierende, Mitglieder der Hochschule sowie an alle interessierten Bürgerinnen und Bürger.

In insgesamt vier Veranstaltungen werden renommierte Expertinnen und Experten spannende Einblicke in die Schnittstelle zwischen Literatur, Wissenschaft und Technik geben:


  • Am Montag, 20. Oktober 2025, wird Mark Brake von 18 bis 19.30 in seinem auf Englisch gehaltenen Online-Vortrag „Space, Time, Machine and Monster“ über den Paradigmenwechsel referieren, der mit der wissenschaftlichen Revolution im 18. Jahrhundert hervorgerufen wurde. Als eine Reaktion darauf entwickelte sich die Science-Fiction-Literatur als ein Mittel, um den damit verbundenen kulturellen Schock zu verarbeiten. Brake initiierte 1999 den weltweit ersten Studiengang für Wissenschaft und Science-Fiction. Er vermittelt Wissenschaft über Film, Fernsehen, Printmedien und Radio auf fünf Kontinenten, unter anderem für die NASA, das Science-Fiction-Museum in Seattle, die BBC, die Royal Institution und Sky Movies.
  • Am Montag, 01. Dezember 2025 gibt Dr. Matthias Schwartz von 18 bis 19.30 Uhr im Aula- und Hörsaalgebäude der Hochschule Aalen einen Einblick in die sowjetische Science-Fiction, die von 1917 bis 1991 visionäre Bilder einer hoch technologisierten, kommunistischen Zukunft entwarf. Zentral war die Idee, den Weltraum zu erobern und die Erde durch gigantische Infrastrukturprojekte zu transformieren. Der Vortrag „Utopie und Katastrophe. Weltraum- und Zukunftsvorstellungen in sowjetischer Science-Fiction“ fragt auch danach, ob diese Werke und Filme heute noch eine gewisse Aktualität haben könnten und worin diese besteht. Schwartz ist stellvertretender Direktor des Leibniz-Zentrums für Literatur- und Kulturforschung. Der Slawist und Historiker beschäftigt sich unter anderem mit den Weltfiktionen (post)sozialistischer Literaturen und Kulturen aus Osteuropa.
  • Am Montag, 12. Januar 2026, geht es von 18 bis 19.30 Uhr im Aula- und Hörsaalgebäude der Hochschule Aalen um „Literatur und Wissenschaften: zwei einander fremde Welten?“ Prof. Dr. Christine Maillard zeigt auf, dass Literatur nicht nur wissenschaftliches Wissen verarbeitet hat, sondern auch selbst zur Wissensbildung beiträgt. Der Vortrag beleuchtet diese Wechselwirkungen anhand von Goethe und Stifter, die beide eine enge Beziehung zu Naturwissenschaften hatten. Ein Ausblick auf die enge Beziehung der Literatur um 1900 zur Tiefenpsychologie und Psychoanalyse unterstreicht ebenfalls die wissensbildende Funktion der Literatur. Maillard ist emeritierte Professorin für Germanistik an der Universität Straßburg.
  • Am Montag, 19. Januar 2026, referiert Dr. Markus Gottschling von 18 bis 19.30 Uhr im Aula- und Hörsaalgebäude der Hochschule Aalen zum Thema „Körper, Kopie & Copia: Erzählen von und mit Künstlicher Intelligenz“. Literarisches Erzählen und Künstliche Intelligenz sind enger verbunden als oftmals angenommen – von antiken Statuen bis hin zu heutigen Sprachmodellen wie ChatGPT. Die Menschheit projiziert sich in Maschinen und fürchtet zugleich ihr Übertreffen. Der Vortrag untersucht, wie KI-Narrative Kreativität, Wissen und Identität spiegeln und beleuchtet Kopie, Wiederholung sowie sprachliche Fülle als zentrale Aspekte maschinellen Erzählens. Gottschling ist wissenschaftlicher Koordinator des Center for Rhetorical Science Communication Research on Artificial Intelligence (RHET AI). Er forscht und lehrt zu Literatur und Wissenschaftskommunikation an der Uni Tübingen.


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