Der kann was – der „Kannwas-Bot“ als digitaler Mentor Hochschule Aalen entwickelt neuen Chatbot für zukunftsfähige Lehre und ist damit Vorreiter unter den baden-württembergischen Hochschulen

Matthias Kerat, Markus von Staden und Dr. Martin Franzen (v.l.) haben gemeinsam mit Hannes Rollin den KI-Chatbot für die Hochschule Aalen entwickelt. Foto: © Hochschule Aalen | Luisa Müller

Tu, 25. June 2024

Künstlich Intelligenz (KI) hält Einzug in die Hochschullehre – und zwar nicht nur als theoretischer Lerngegenstand, sondern als lebendige Praxis und Bereicherung der Lernkultur. Die Hochschule Aalen hat jetzt einen innovativen Service speziell für ihre Studierenden entwickelt: den „Kannwas-Bot“, einen intelligenten Chatbot, der schnelle und zielgerichtete Antworten liefert, Unterstützung im Studienalltag bietet und vor allem auf die zunehmend von KI geprägte Arbeitswelt vorbereitet. Damit ist die Hochschule Aalen die erste Hochschule in Baden-Württemberg, die eine auf ChatGPT basierte Anwendung in ihr Learning Management System (LMS) Canvas integriert.

Wie ein gutgelaunter Geist

Betritt man das virtuelle Lernumfeld der Hochschule Aalen, fällt sofort der freundliche Chatbot auf, der in der Ecke des Bildschirms auf Interaktion wartet. Er sieht aus wie ein kleiner, gutgelaunter Geist – und im wahrsten Sinne des Wortes möchte er ja auch ein guter Geist für die Studierenden und auch für die Mitarbeitenden der Hochschule sein. Mit einem Klick erwacht der „Kannwas-Bot“ zum Leben und begrüßt Studierende mit einer freundlichen Nachricht. Ob es um komplexe wissenschaftliche Konzepte, Prüfungsvorbereitung oder Orientierungshilfe für Erstsemester geht – der Bot ist programmiert, um auf eine Vielzahl von Anfragen präzise und effizient zu reagieren und den Studienalltag zu erleichtern.

Datenkonform

Was den „virtuellen Hochschulgeist“ so besonders macht, ist seine Fähigkeit, sich auf die individuellen Bedürfnisse einzustellen. Mit einer Datenbank, die ständig aktualisiert wird, bietet der rund um die Uhr verfügbare Bot nicht nur Antworten auf Fachfragen, sondern unterstützt auch bei der Suche nach passenden Lernressourcen und gibt Tipps zur Studienplanung. Außerdem ist er Datenschutz-konform, die Chats werden nicht gespeichert oder für Trainingsdaten genutzt.

Die Idee hatte ein Student

„Daten sind ja der neue Goldstandard, und wir wollen nicht, dass die Daten unserer Studierenden anderweitig genutzt werden können“, betont Markus von Staden, auf dessen Idee die Entwicklung des „Kannwas-Bot“ basiert. Der junge Mann hat an der Hochschule Aalen seinen Bachelor-Abschluss in Mechatronik gemacht und studiert aktuell im zweiten Semester den Masters „Machine Learning and Data Analytics“. Seit 2020 ist er auch Teil des Canvas-Teams. „Natürlich beschäftige ich mich auch privat viel mit den Entwicklungen im KI-Bereich und habe mich gefragt, warum es noch keinen speziellen Chatbot für Hochschulen gibt. So kam das Ganze ins Rollen“, erläutert der Student. Umgesetzt wurde die Idee dann durch das Canvas-Kernteam der Hochschule Aalen.

Zukunftsorientiertes Lernen

„Mit dieser Entwicklung ermöglichen wir einen weiteren Sprung in der Digitalisierung der Hochschullehre“, sagt der Projektverantwortliche Dr. Martin Franzen, der als Digital Learning Manager das Canvas-Kernteam leitet. Es sei enorm wichtig, angesichts der raschen Verbreitung von KI-Anwendungen wie beispielsweise ChatGPT den Studierenden Kompetenzen im Umgang mit Sprachmodellen zu vermitteln. Das sieht auch Prof. Dr. Andreas Ladurner, Prorektor für Lehre an der Hochschule Aalen, so: „KI wird in den kommenden Jahren eine der Schlüsselkompetenzen sein und in vielen Bereichen unterschiedlich eingesetzt werden. Daher verändert KI nicht nur das, was wir lehren, sondern auch wie wir lehren.“ Der „Kannwas-Bot“ sei ein tolles Beispiel dafür, wie moderne Technologie genutzt werden könne, um das Lernerlebnis zu verbessern und die Studierenden auf ihrem Weg zum Erfolg zu unterstützen. „Damit zeigen wir einmal mehr, dass wir in der dynamischen Welt der Hochschulbildung ein ausgezeichnetes Umfeld für zukunftsorientiertes Lernen bieten. Und wir sind sehr stolz darauf, dass dieser digitale Helfer bei uns an der Hochschule Aalen entwickelt wurde.“

Diverse Anfragen von anderen Hochschulen

Das Interesse anderer Hochschulen in Baden-Württemberg ist groß. „Wir haben schon diverse Anfragen bekommen“, freut sich Franzen. Auch die Studierenden haben den „Kannwas-Bot“ schnell in ihren Alltag integriert. Beispielsweise Fabian Sauer, der im sechsten Semester Informatik / Schwerpunkt Software-Engineering studiert. „Das war eine ziemlich coole Nachricht, dass es jetzt diesen Kannwas-Bot gibt. Er hilft dabei, sich einen Überblick über die Themen zu verschaffen. Und wenn in der Vorlesung etwas nicht verständlich war, kann man es sich damit nochmal erklären lassen.“

„Eine riesengroße Unterstützung“

Auch Carolin Doll und Marvin Kälberer, die beide Maschinenbau / Neue Materialien studieren, finden den neuen „Hausgeist“ sehr hilfreich. „Die Qualität der Antworten begeistert mich. Beim Schreiben von Zusammenfassungen oder bei Themen, die ich nicht so verstanden habe, ist er eine riesengroße Unterstützung“, sagt Kälberer. Ein ganz wichtiger Punkt für den 23-Jährigen ist auch die Datenkonformität: „Ich möchte wissen, was mit meinen Daten passiert und bin da eher skeptisch. Daher finde ich es super, dass bei der Nutzung weder Fragen noch Antworten gespeichert werden.“ Carolin Doll nutzt den Chatbot vor allem für Hintergrundinformationen. „Man kann mit einer einfachen Frage einsteigen und dann mit gezielten Fragen immer weiter in die Tiefe gehen“, sagt die Studentin und fügt mit einem verschmitzten Lächeln hinzu: „Ich überprüfe die Antworten aber schon noch mal, ob das dann alles so stimmt.“ Und genau so soll es ja auch sein. „Denn KI kann die Effizienz steigern, Ideengeberin oder Assistentin sein. Dennoch bleibt es unsere Verantwortung, Dinge einzuordnen und zu reflektieren“, betont Prorektor Prof. Dr. Andreas Ladurner.

Info: 

Hier (www.aalen.instructure.com) geht es für Studierende und Mitarbeitende der Hochschule Aalen zum „Kannwas-Bot“.