Die Studentin, die Benzin im Blut hatMegan Lange studiert an der Hochschule Aalen Wirtschaftspsychologie und ist in ihrer Freizeit leidenschaftliche Rallyefahrerin

Megan Lange hat parallel zu ihrem Wirtschaftspsychologie-Studium ein Start-up rund um Produkte für die Tuning-Szene gegründet. Der Motorsport ist das große Hobby der 22-Jährigen. Foto: © Hochschule Aalen | Nele Hirschmiller
Von galoppierenden Pferden zu dröhnenden Motoren auf der Rennstrecke – im Leben von Megan Lange hat sich schon immer alles um PS gedreht. Den Reitsport hat die 22-Jährige inzwischen aufgegeben, um sich neben ihrem Wirtschaftspsychologie-Studium an der Hochschule Aalen ganz dem Motorsport zu widmen. Und ihrem frisch gegründeten Start-up „Stray Icons“, mit dem die leidenschaftliche Rallyefahrerin Produkte für die Tuning-Szene designt und vertreibt.
Ein Stück Freiheit
Scharfe Kurven, Schotterpisten, waghalsige Drifts, spektakuläre Sprünge: Seit Jahrzehnten fasziniert der Rallyesport durch seine Vielfältigkeit, Schnelligkeit und atemberaubenden Fahreinlagen. Doch mit Autos hatte Megan Lange generell nicht viel am Hut. Das änderte sich grundlegend, als die gebürtige Aalenerin und Halbamerikanerin nach ihrem Abitur für ein Jahr in die USA zu ihrer Verwandtschaft zog. „Dort ist man ohne Auto ja quasi aufgeschmissen. Mobil zu sein, bedeutet natürlich auch ein großes Stück Freiheit. Und es ist hilfreich, wenn man selbst ein paar Dinge am Auto reparieren kann“, sagt die junge Frau. Nach ihrer Rückkehr auf die Ostalb hatte sie sich zum „Rumschrauben“ einen alten 5er BMW der dritten Generation gekauft. „Da konnte nicht so viel kaputtgehen“, fügt Lange lachend hinzu. Und da sie mit ihm auch ihr erstes Rennen absolviert hat, hat er nicht nur in ihrem Herzen einen ganz besonderen Platz – als Tattoo ziert er auch ihren rechten Oberarm.
Michèle Mouton als Vorbild
Über das „Rumbasteln“ am Auto und diversen Teilnahmen an Autoshows ist Megan Lange dann mehr mit der Motorsport-Szene in Berührung gekommen. „Als ich schließlich noch eine Dokumentation über die beeindruckende französische Rallyefahrerin Michèle Mouton gesehen habe, war ich total gefesselt. Vergangenes Jahr habe ich mich zu meinen ersten Slaloms angemeldet. Dieses Jahr starte ich in der Retro-Rallye-Serie, bei der der Fokus weniger auf Geschwindigkeit als auf dem Einhalten einer vorgegebenen Durchschnittsgeschwindigkeit liegt“, erklärt die Studentin. Aber ab 2026 möchte sie auf Bestzeit fahren. Im Gegensatz zu einem Rundstreckenrennen absolvieren bei einer Rallye Fahrer und Beifahrer vorgegebene Streckenabschnitte auf normalen Straßen oder auf Feld- und Waldwegen – und das in einer möglichst kurzen Zeit. Oft wird die Rallye in mehreren Etappen gefahren.
Coole Community
Eine wichtige Rolle spielt dabei auch der Beifahrer. Denn der sogenannte Co-Pilot unterstützt den Fahrer, indem er detaillierte Streckeninformationen liefert und ihn navigiert – beispielsweise, wann welche Kurve kommt oder ob nach einer Asphaltstrecke jetzt eine Schotterpiste kommt. „Mit Jana Reißenhauer habe ich die perfekte Beifahrerin gefunden. Sie ist Industriemechanikerin und macht das einfach mega. Praktischerweise kommt sie auch aus Aalen, sodass wir oft gemeinsam unter dem Auto liegen, um etwas zu reparieren“, erzählt die junge Frau begeistert. Überhaupt gebe es im Motorsport eine „coole Community, die sich gegenseitig mit Tipps und Hilfe unterstützt“. Schade findet sie es, dass Mädchen und Frauen im Motorsport immer noch unterrepräsentiert seien und man sich als Rennfahrerin immer extra beweisen müsse – sei es, was es die Fahrkünste oder das technische Verständnis betreffe.
„Du musst das Auto fühlen.“
„Um ein gutes und vor allem auch sicheres Rennen zu fahren, musst du dein Auto aus dem Effeff kennen und auch in der Lage sein, technische Probleme zu lösen – Boxengassen gibt es bei uns schließlich keine. Wir müssen unsere Fahrzeuge bei jedem Wetter, zu jeder Tages-, aber auch Jahreszeit und auf jedem Untergrund sicher beherrschen. Schon bei einem Grad Temperaturunterschied ist der Grip auf dem Asphalt ein ganz anderer“, erläutert Lange und fügt hinzu: „Du musst das Auto fühlen.“ Auch körperlich ist der Rallyesport extrem anstrengend. Neben der permanent hohen Konzentration – schließlich kann jeder kleine Fehler zum Landen im Straßengraben führen – sowie den Vibrationen, den Erschütterungen und dem Lärmpegel ist es durch den feuerhemmenden Rennfahreranzug auch oft sehr heiß. „Aber das Fahren macht unglaublich viel Spaß. Das ist Adrenalin pur!“, schwärmt die 22-Jährige.
Vollgas nicht nur auf der Rennstrecke
Nicht nur auf der Rennstrecke gibt Megan Lange Vollgas, sondern auch sonst in ihrem Leben. Parallel zu ihrem Wirtschaftspsychologie-Studium an der Hochschule Aalen hat sie kürzlich gemeinsam mit ihrem Freund Chris das Start-up „Stray Icons“ für Produkte rund um die Tuning-Szene gegründet. „Das Studium ist super interessant und hilft mir jetzt auch bei der Vermarktung“, erzählt die Studentin, die derzeit ihr Praxissemester in der Personalabteilung der Hochschule absolviert. „Auch die Unterstützung durch den Gründungscampus ist mega!“ Nach ihrem Bachelorabschluss möchte sie zu 50 Prozent in der Konsumpsychologie arbeiten und zu 50 Prozent ihr Start-up weiterführen – und natürlich weitere Rallyes fahren. Da der Rallyesport recht kostenintensiv ist, erhofft sich Lange, dass sie mit dem Start-up weiterhin ihre Rallyeleidenschaft finanzieren kann. „Nächstes Jahr muss auf jeden Fall ein neues Auto her“, sagt sie und lacht. „Ich möchte mich weiterentwickeln. Vielleicht sogar in Richtung professioneller Rallyes, auch wenn die Konkurrenz groß ist.“ Welche Rallye ihr großer Traum ist? „Monte Carlo! Gerade durch ihre Historie und ihre berühmten Streckenabschnitte ist sie legendär“, sagt Megan Lange ohne zu zögern und mit funkelnden Augen.