Wie die Übergabe augenoptischer Fachgeschäfte gelingen kannTamara Beil von der Hochschule Aalen erhält Binder-Optik-Preis 2024
Tamara Beil beschäftigte sich in ihrer Bachelorarbeit mit dem Thema traditionelle Betriebsübernahme und erhält dafür den Binder-Optik-Preis 2024, überreicht von Dr. Helmut Baur. Foto: © Hochschule Aalen | Nina Schaible
Im Jahr 2023 gab es in Deutschland rund 11.000 augenoptische Fachgeschäfte. Von diesen wollen 31 Prozent in den nächsten ein bis fünf Jahren ihren Betrieb übergeben, 25 Prozent in den nächsten sechs bis zehn Jahren. Umso wichtiger, sich frühzeitig um die Übergabe Gedanken zu machen. Doch eine Art „Wegweiser“ für die Geschäftsinhaberinnen und -inhaber fehlt häufig während des Prozesses. Mit diesem Thema beschäftigte sich deshalb die Augenoptik/Optometrie-Studentin Tamara Beil in ihrer Bachelorarbeit. Dafür wurde sie jetzt mit dem Hochschulpreis der Binder Optik GmbH geehrt.
Zu wenig eingeplante Zeit, emotionale Faktoren, mangelnde Organisation, fehlende Kommunikation, überhöhte Kaufpreisvorstellung und vieles mehr – es sind viele Aspekte, die ein Scheitern bei der Übergabe traditioneller augenoptischer Fachgeschäfte begünstigen. Vor allem kleinere Betriebe verlieren im Prozess häufig die Hoffnung auf eine Übergabe, weshalb mehr als die Hälfte der Inhaberinnen und Inhaber an eine Schließung denkt. Diese Betriebe sind für die Versorgung in der Region jedoch elementar. Wie eine erfolgreiche Übernahme gelingen kann, damit beschäftigte sich Tamara Beil in ihrer Bachelorarbeit. Hierfür führte die Augenoptik/Optometrie-Studentin zahlreiche Interviews mit den Nachfolgerinnen und Nachfolgern. Für ihre umfangreiche Recherche und die qualitativ hohe Evaluation der Interviews wurde die 23-Jährige nun mit dem Binder-Optik-Preis 2024 ausgezeichnet. Überreicht wurde der mit 3.000 Euro dotierte Preis von Dr. Helmut Baur, Honorargeneralkonsul von Malaysia und Geschäftsführender Gesellschafter der Binder Optik GmbH sowie Ehrensenator der Hochschule Aalen.
„Seit 40 Jahren bieten wir das Augenoptik-Studium in Aalen an und seit 30 Jahren wird der Binderpreis verliehen“, sagte Hochschulrektor Prof. Dr. Harald Riegel bei der Begrüßung zur Preisverleihung. Damit fördere die Binder Optik GmbH die Anerkennung der Leistung der Graduierten, sei ein Teil des Hochschullebens und zeige, dass der enge Schulterschluss mit der Wirtschaft funktioniere. „Unsere Preisträgerin zeichnete sich während ihres Studiums durch herausragendes Fachwissen aus, ebenso durch Engagement und Fleiß und hat sich mit drängenden Themen aus der Berufspraxis beschäftigt“, so Riegel.
Das Thema der Betriebsübergaben wird vor dem Hintergrund der immer älter werdenden Betriebsinhaberinnen und -inhabern, der zum Teil angespannten wirtschaftlichen Situation und des Fachkräftemangels immer drängender. Egal, ob externer Käufer oder Familienunternehmensnachfolge – den Übergebenden sowie Übernehmenden fehlt eine Art „Wegweiser“ im Prozess für die nächsten Schritte. „Tamara Beil hat eine intensive Untersuchung durchgeführt und Aspekte herausgearbeitet, die eine wertvolle Informationsquelle darstellen. Ihre Arbeit liefert spannende Einblicke und gleichzeitig praktische Handlungsempfehlungen. Sie beleuchtet Perspektiven und Herausforderungen“, sind sich die Betreuer Prof. Dr. Anna Nagl und Dozent Volker Meyer einig.
Dabei gibt es jedoch keine Best Practice-Beispiele, denn jede Betriebsübergabe ist individuell und ein Zusammenspiel aus mehreren Erfolgsfaktoren, beispielsweise die frühe Auseinandersetzung mit dem Thema, objektive Unternehmenswertermittlung, Imagewert, Kundenstamm, Lage des Unternehmens und vieles mehr.
Tamara Beil, die auch als Semestersprecherin im Studiengang engagiert war und drei Monate ihres Praxissemesters in Uganda absolvierte, freut sich über den Preis: „Ich habe mich dem Thema gewidmet, weil es in der Branche aktuell sehr brisant ist. Ich freue mich, wenn die Ergebnisse einen hilfreichen Beitrag zu künftigen Unternehmensübergaben leisten und damit Betriebsschließungen verhindert werden.“ Beil hatte sich für den Studiengang Augenoptik/Optometrie entschieden, da sie in diesem die ideale Verbindung aus Medizin, Handwerk, Management und Sozialem sah. Ihre berufliche Zukunft sieht sie im klinischen Bereich. „Menschen mit seinem Beruf zu helfen, ist das Schönste“, findet die frischgebackene Preisträgerin.
Info:
Die Binder Optik GmbH, die es seit knapp 50 Jahren gibt, stiftet den Preis seit 30 Jahren als Zeichen ihrer Verbundenheit mit der Hochschule Aalen und als Anerkennung für Graduierte, die hervorragende wissenschaftliche Arbeiten auf ihrem Gebiet geleistet haben. Der Preis wird in einem zweijährigen Rhythmus für Abschlussarbeiten mit hoher Innovationskraft und praktischer Verwendbarkeit für die Wirtschaft verliehen.