Symposium zum neuen Berufsbild Physician Assistant (PA) an der Hochschule AalenPAs sollen unter anderem Routineaufgaben übernehmen und dadurch die Ärzteschaft entlasten

Prof. Dr. Ralf von Baer, Dr. Lena Erbe, Dr. Jens Mayer, Dr. Bertold Schuler, Sa-mantha Sada, Dr. Susanne Bublitz und Prof. Dr. Tanja Beament (v.l.n.r) diskutierten bei einem Symposium an der Hochschule Aalen verschiedene Aspekte des neuen Berufsbilds Physician Assistant. Foto: © Hochschule Aalen | Daniel Huber
Was zeichnet das neue Berufsbild Physician Assistant (PA) aus, wohin geht die Reise der PAs in Deutschland, international und besonders im Ostalbkreis? Darüber haben sich kürzlich zahlreiche Teilnehmende – darunter Vertreterinnen und Vertreter der Ärzteschaft Aalen und Schwäbisch Gmünd und der Kooperationskliniken, Professorinnen und Professoren, praktizierende PA sowie Studierende – auf Einladung der Hochschule Aalen und des Landratsamts Ostalb bei einem Minisymposium ausgetauscht.
Hochschule Aalen Vorreiterin in Baden-Württemberg
Physician Assistants arbeiten im Team mit anderen medizinischen Fachpersonen zusammen und übernehmen delegierbare ärztliche Aufgaben. So tragen sie entscheidend zu einer hochwertigen Patientenversorgung bei. Die Anzahl der Absolventeninnen und Absolventen im Fach PA nimmt aktuell deutlich zu. Derzeit studieren deutschlandweit rund 3.500 Studierende im Bachelorstudiengang PA, rund 1.800 PAs stehen bereits im Berufsleben. Seit 2022 bietet auch die Hochschule Aalen ein entsprechendes Bachelorprogramm an, mit dem sie in Baden-Württemberg Vorreiterin war. Um das neue Berufsbild noch bekannter zu machen, wurde jüngst ein Minisymposium an der Hochschule Aalen ausgerichtet, das die Chancen durch den Einsatz von PA in Kliniken und Praxen beleuchtete.
Gesundheitsversorgung für die Region
„Für den Ostalbkreis ist die Ausbildung dieser jungen medizininteressierten Menschen vor Ort hervorragend. Ich wünsche mir, dass sie während ihres Studiums in den Kliniken Ostalb und bei den niedergelassenen Ärzten im Kreis praktische Erfahrung sammeln können und hier bei uns schließlich auch ihre berufliche Zukunft finden“, sagte Landrat Dr. Joachim Bläse bei der Eröffnung des Symposiums. Prof. Dr. Andreas Ladurner, Prorektor der Hochschule und einer der Gründungsväter des Studiengangs, begrüßte die Gäste anschließend im Namen des Rektorats. Die Hochschule sei stolz, was in kurzer Zeit habe erreicht werden können. Ladurner betonte die Rolle der örtlichen Kooperationspartnerinnen und -partner, allen voran der Kliniken Ostalb. Die Hochschule sei ihnen für die Unterstützung bei der Ausbildung am Krankenbett sehr dankbar. Eines der Ziele der Hochschule sei es, durch Ausbildung vor Ort langfristig medizinisches Personal für die Gesundheitsversorgung in der Region zu gewinnen. Abschließend dankte Ladurner in seinem Grußwort Landrat Dr. Joachim Bläse stellvertretend für den Landkreis, der die innovative Ausbildung zum PA in vielfacherweise fördere.
Aalener Modell
Prof. Dr. Ralf von Baer, der den PA-Studiengang an der Hochschule Aalen zusammen mit Ladurner aufgebaut hat, gab zunächst einen Überblick über aktuelle und künftige Herausforderungen der Gesundheitsversorgung. Anschließend präsentierte er die Studieninhalte des Aalener PA-Studienprogrammes, das 200 praktische Tage in Partnereinrichtungen umfasst, und die Entwicklung des Studiengangs an der Hochschule Aalen seit dem Beginn im Oktober 2022. Derzeit stehen in Aalen pro Jahrgang 42 Studienplätze zur Verfügung, die stark nachgefragt sind.
Keine Ärztinnen und Ärzte ersetzen
Danach stellte sich die neue Studiengangsleiterin, Prof. Dr. Tanja Beament vor und beleuchtete die Entwicklung und Etablierung des Berufsbildes des Physician Assistant auf internationaler Ebene. „Es hat sich gezeigt, dass eine klare Regelung der im Studium zu vermittelnden Kompetenzen und die Einbettung in Teams zu einer besseren Patientenversorgung und höherer Zufriedenheit aller Beteiligten führen“, berichtete Beament. In der folgenden Podiumsdiskussion wurden verschiedene Aspekte des neuen Berufsbildes beleuchtet. Beispielsweise sollen die PAs keine Ärztinnen und Ärzte ersetzten, sondern die Versorgung ergänzen. Sie sollen eine kontinuierliche Patientenversorgung sicherstellen, einzelne delegierbare Schritte der Behandlung sowie Routineaufgaben übernehmen und dadurch die Ärzteschaft entlasten. Mit Hendrik Bollen wurde einer der ersten Physician Assistants in Deutschland und Co-Gründer der Webseiten pajobs.de und pablog.de zur Podiumsdiskussion online dazugeschaltet. Sehr eindrücklich berichtete er über seinen Werdegang als einer der ersten ausgebildeten PA in Deutschland.
Kooperativer Ansatz
Zum Abschluss der Veranstaltung betonte von Baer die Notwendigkeit struktureller Veränderungen in der Medizin. Er forderte zudem eine vielfältigere, diversere, effizientere und ökonomischere Gestaltung des Gesundheitswesens. „Dabei ist wichtig, dass ein kooperativer Ansatz verfolgt wird und nicht ein konkurrierender. Innerhalb des komplexen Systems der Gesundheitsversorgung spielt der PA eine entscheide Rolle im Versorgungsteam, indem er durch gute Zusammenarbeit zur optimalen Behandlung des Patienten beiträgt“, hob von Baer hervor. Ein besonderer Dank ging auch an die Vertreterinnen und Vertreter der Ärzteschaften Dr. Sebastian Hock und Lena Erbe (Ärzteschaft Aalen), Dr. Bertold Schuler (Ärzteschaft Schwäbisch Gmünd), Christoph Rieß (Kliniken Ostalb) sowie an Dr. Susanne Bublitz als Vorsitzende des Hausärzteverband Baden-Württemberg. „Durch Ihr Mitwirken haben Sie maßgeblich zum Erfolg der Veranstaltung beigetragen“, so Prorektor Prof. Dr. Andreas Ladurner.