Wissenschaftsnachwuchs auf TourJunge Forschende der Hochschule Aalen erleben bei Veranstaltung der Research Academy zwei Tage voller Austausch und Impulse

Rund 40 Promovierende und wissenschaftliche Mitarbeitende der Hochschule Aalen vernetzen sich auf dem dritten Retreat der Research Academy. Foto: © Hochschule Aalen | Megan Lange

Mi, 19. November 2025

Bereits zum dritten Mal fand kürzlich der jährliche Retreat für den wissenschaftlichen Nachwuchs der Hochschule Aalen statt. Rund 40 Forschende auf dem Weg zum Doktortitel kamen abseits des Arbeitsalltags im Tagungshaus Schönblick in Schwäbisch Gmünd zusammen. In Workshops, informellen Runden und bei einer Besichtigung des Bosch-Werks im Ostalbkreis tauschten die Teilnehmenden sich aus, reflektierten gemeinsam ihre Projektfortschritte und lernten ein weltweit führendes Unternehmen kennen. Organisiert wurde das Angebot von der Research Academy, die junge Forschende der Hochschule dabei unterstützt, ihre Promotionszeit mit Rückenwind zu meistern.

Nachwuchsförderung an der Hochschule Aalen

Als eine der forschungsstärksten Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Deutschland setzt die Hochschule Aalen auf eine umfassende Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Ein wichtiger Baustein hierfür ist die Research Academy, die 2021 mit finanziellen Mitteln aus dem Bund-Länder-Programm FH-Personal ins Leben gerufen wurde und seither junge Forschende auf ihrem Weg zur Promotion durch vielfältige überfachliche Angebote unterstützt und begleitet.

Der seit 2023 durchgeführte Retreat der Research Academy ist dabei ein ganz besonderes Format: Abseits vom Arbeitsalltag und der Hochschule gibt er den Forschenden Gelegenheit, auf dem langen und anspruchsvollen Weg der wissenschaftlichen Qualifizierung innezuhalten. Er schafft den erforderlichen Raum, eigene Fortschritte zu reflektieren, überfachliche Kompetenzen auszubauen und durch den Erfahrungsaustausch mit anderen gestärkt in den Forschungsalltag zurückzukehren. Die große Nachfrage nach dem freiwilligen Angebot zeigt, dass der Retreat inzwischen eine feste Größe an der Hochschule ist.

Hürden und Herausforderungen gemeinsam meistern

Nachdem der Retreat in den letzten Jahren in Ellwangen stattfand, ging die Reise dieses Jahr nach Schwäbisch-Gmünd. In der intensiven gemeinsamen Arbeit stellten die Teilnehmenden schnell fest, wie ähnlich die Herausforderungen sind, mit denen sie sich in frühen wissenschaftlichen Karrierephasen konfrontiert sehen – ungeachtet der jeweiligen Fachdisziplin. „Ich finde es faszinierend, dass es so große Überschneidungen bei den Themen gibt, die uns beschäftigen, und wir so stark von dem überfachlichen Austausch profitieren können”, freut sich beispielsweise Oday Al Hyali, der in der KI-Werkstatt arbeitet.

Genau an diesem Punkt setzte das vielfältige Programm des Retreats an: Ziel war es herauszufinden, wo die Teilnehmenden in ihren Promotions- bzw. Forschungsprojekten aktuell stehen, welche Hürden es gibt, und wie diese überwunden werden können. Begleitet durch zwei externe Trainerinnen und das Team der Research Academy wurden diese Themen mit verschiedenen Schwerpunkten am ersten Tag des Retreats in Angriff genommen.

Angeleitet von den Trainerinnen Kirsten Sandmann und Kathrin Goosses setzte sich ein Teil der Gruppe mithilfe von Methoden aus dem Theater intensiv mit ihren spezifischen Herausforderungen auseinander. Durch die szenische Darstellung gelangten die Teilnehmenden zu ungeahnten neuen Perspektiven und Lösungsansätzen. „Die schauspielerischen Elemente waren cool – zunächst gewöhnungsbedürftig, aber sehr hilfreich, weil die Sachen so greifbarer wurden”, resümiert Robotik-Forscherin Nadine Yilmaz aus der Forschungsgruppe “Human in Command”.

In einem zweiten Workshop fanden sich Nachwuchsforschende zusammen, die derzeit die umfangreichen Projektbeschreibungen für ihr Promotionsvorhaben ausarbeiten. Im stressigen Arbeitsalltag bleibt den Forschenden hierfür oft zu wenig Zeit, gleichzeitig ist diese Projektdarstellung die Eintrittskarte für die Durchführung einer Promotion im Promotionsverband Baden-Württemberg. Unter fachkundiger Begleitung von Nadine Müller aus der Research Academy hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und den „Fahrplan” für das eigene Forschungsprojekt zu konkretisieren. Nicht zuletzt die praxisbezogenen Tipps für ein effektives Zeit- und Projektmanagement erwiesen sich für die Teilnehmenden als besonders nützlich, betont Andreas Jansche, der seine Promotion am Institut für Materialfoschung Aalen verfolgt.

Ein Highlight in diesem Jahr: Erstmals wurde das Programm mehrsprachig angeboten – auf Deutsch und Englisch. Damit wurde der Retreat auch für internationale Nachwuchsforschende der Hochschule Aalen attraktiv. Was war der verbindende Faktor über Sprachen, Qualifikationsstufen und Fachgrenzen hinweg? “Gemeinsam sind wir stärker”, bringt es die erfahrene Materialwissenschaftlerin Dr. Canan Turgut Schober aus dem Forschungsinstitut für Innovative Oberflächen ohne nachzudenken auf den Punkt. Wir könnten nur davon profitieren, unsere Erfahrungen und unser Wissen miteinander zu teilen.

Praxisnahe Einblicke bei Werksbesichtigungen

Eine weitere Säule des jährlichen Retreats bilden Werksbesichtigungen in führenden Unternehmen der Region. Dieses Jahr führte die Besichtigung zum Bosch-Werk in Schwäbisch Gmünd. An diesem Standort entwickelt und produziert der weltweit größte Fahrzeugzulieferer unter anderem Lenksysteme für den Automobilmarkt. Produktmanager Dr. Martin Ruff stellte gemeinsam mit seinen Bosch-Kollegen Kai Klein, Michael Neidlein und Andreas Müller das Unternehmen vor. Das Team gab anschauliche Einblicke in das Produkt- und Innovationsmanagement bei Bosch und beantwortete ausführlich die zahlreichen Fragen der interessierten Teilnehmenden. Bei Führungen durch den Werkteil 7 im Gügling konnten die Forschenden unterschiedliche Fertigungsprozesse, den Einsatz von Cobots sowie angewandter KI erleben und gewannen so unmittelbare Eindrücke aus Forschungs- und Entwicklungsprojekten.

Die Research Academy mit Dr. Nils Laflör, Dr. Kristina Lakomek und Nadine Müller, zeigte sich äußerst zufrieden mit dem Verlauf der Veranstaltung: “Die vielen positiven Rückmeldungen der Nachwuchsforschenden unterstreichen, wie wertvoll überfachliche Unterstützungsangebote für die Persönlichkeits- und Kompetenzentwicklung sind”. Der jährliche Retreat ist eines von vielen Formaten, die die Research Academy bietet. Sie trägt damit maßgeblich zur überfachlichen Qualifizierung und Vernetzung junger Forschender an der Hochschule Aalen bei. „Für mich als Promovierende ist die Research Academy aus der Hochschule nicht mehr wegzudenken”, betont Sophie Dagenbach, die am Institute for Sustainable Polymers and Composites im Bereich des Recyclings von Kunststoffprodukten promoviert. Sie freue sich bereits auf den nächsten Retreat im Herbst 2026.