„In meinem nächsten Leben werde ich Ingenieurin“Prof. Dr. Monika Weissgerber wird in den Ruhestand verabschiedet

Prof. Dr. Monika Weissgerber hat den Studienschwerpunkt Technische Redaktion im Studiengang Mechatronik aufgebaut. In Kürze wird sie in den Ruhestand verabschiedet.

Fr, 26. February 2016

Welche Bedienungsanleitung sie zuletzt gelesen hat? Monika Weissgerber runzelt nachdenklich die Stirn, aber es fällt ihr beim besten Willen nicht ein. „Ich weiß nur, dass ich mich geärgert habe und dachte, dass das ein großer Mist ist“, sagt sie und lacht. Seit fast 20 Jahren lehrt die Professorin im Studienschwerpunkt „Technische Redaktion“ an der Hochschule Aalen. Auch wenn sie jetzt in den Ruhestand verabschiedet wird, ans Aufhören denkt sie noch lange nicht. Dafür kursieren immer noch viel zu viele schlechte Bedienungsanleitungen…

Eine elektrische Eisenbahn - nichts hat sich Prof. Dr. Monika Weissgerber als Kind sehnlicher gewünscht. „Ich war schon immer technikaffin“, erzählt die 65-Jährige. Nach dem Abitur schwankte sie zwischen einem Germanistik-Studium und einem technischen Studium. „Doch zu einem technischen Beruf hat man mir – Ende der 60er Jahre und als Mädchen – abgeraten“, erinnert sich die gebürtige Saarländerin und fügt sinnierend hinzu: „Und ich habe mich damals zu leicht abschrecken lassen.“ Dass Frauen sich nicht auf bestimmte Fächer konzentrieren, liegt Weissgerber, die auch einige Jahre Gleichstellungsbeauftragte an der Hochschule Aalen war, weiterhin am Herzen. Das treffe aber auf die Männer ganz genauso zu, so die Professorin, die sich im Gegenzug beispielsweise mehr Kindergartenerzieher oder Grundschullehrer wünscht. Damals fielen die Würfel also für Germanistik und Theologie sowie eine Promotion in romanischer Sprachwissenschaft an der Universität Saarbrücken.

Zahlreiche Stationen

Den Weg zur Technik hat Monika Weissgerber dann aber doch noch gefunden. Nach Stationen als wissenschaftliche Mitarbeiterin für elektronische Sprachforschung, Lehrbeauftragte für deutsche Sprache und Kultur an der Universität von Turku (Finnland), „Mädchen für alles“ in einer Software-Firma, EDV-Dozentin und IT-Fachjournalistin kam die promovierte Linguistin 1998 an die Hochschule Aalen, um dort den Studienschwerpunkt „Technische Redaktion“ im Studiengang Mechatronik aufzubauen. Im Vordergrund stand dabei die sprachliche Ausbildung der angehenden technischen Redakteure – vom Verfassen von sachlichen und verständlichen Betriebsanleitungen oder Werkstattunterlagen bis hin zur professionellen Pressearbeit.

Ikea-Regal mit Tücken

„Die Professur hat alles zusammengefasst, was ich bis dahin gemacht hatte. Das ist einfach eine super Kombination“, sagt Monika Weissgerber, die auch eine leidenschaftliche „Leseratte“ ist. Für die Fachinhalte kann sich die zierliche Frau noch wie am ersten Tag begeistern: „Technischer Redakteur ist ein unglaublich vielfältiger Beruf und beinhaltet wesentlich mehr als nur das Schreiben von Bedienungsanleitungen.“ Zumal er sich mit dem technischen Fortschritt auch ständig ändere. Denn schließlich wird längst nicht mehr nur das Papier als Medium genutzt, sondern auch interaktive Animationen oder Videos. „Ich bin auch schon fast mal an einem Ikea-Regal gescheitert“, gibt die Professorin lachend zu, „nonverbale, zweidimensionale Anleitungen haben ihre Schwächen. In Zukunft werden wir viel mehr Videoanleitungen haben“. Ihre Erfahrungen hat sie in einem Buch zusammengefasst. „Schreiben in technischen Berufen“ heißt es und ist ein Ratgeber für Ingenieure und Techniker. Das Thema „Technische Redaktion“ ist für Monika Weissgerber, auch wenn sie am ersten März offiziell in den Ruhestand geht, noch längst nicht beendet. Sie wird weiterhin an der Hochschule Aalen Lehrveranstaltungen halten. Außerdem plant die Professorin mit einem ehemaligen Absolventen der Hochschule einen Blog rund ums Schreiben in technischen Berufen. „Das macht mir einfach Freude, es gibt keinen Grund für mich aufzuhören“, sagt die Professorin und fügt schmunzelnd hinzu: „In meinem nächsten Leben werde ich Ingenieurin.“ In ihrem Büro steht ein Schubkarren, den ihr die Kollegen zum Abschied geschenkt haben. Gefüllt ist er mit allen möglichen Gartenutensilien. Der neue Garten in der alten Heimat Saarbrücken, er wird wohl doch noch ein wenig warten müssen.