Von Ohio auf die OstalbNathan Turner aus den Vereinigten Staaten studiert im Sommersemester an der Hochschule Aalen

Hat sich trotz der aktuellen Hitzewelle in Aalen schnell akklimatisiert: Maschinenbaustudent Nathan Turner von der Colorado School of Mines. Foto: privat

We, 02. July 2025

Wer über den Campus der Hochschule Aalen schlendert, wird viele Wortfetzen in anderen Sprachen aufschnappen – beispielsweise Georgisch, Englisch, Spanisch, Arabisch oder Nepali. Denn schließlich kommen viele der Studierenden aus der ganzen Welt. Sie alle erwecken den internationalen Campus zum Leben und sorgen für eine kosmopolitische Atmosphäre. Die Hochschule pflegt intensive Beziehungen zu weit über 130 Partnerhochschulen. In einer losen Serie stellen wir die inspirierenden Geschichten von Studierenden unserer Partnerhochschulen vor, die sich entschieden haben, ihre akademische Reise an der Hochschule Aalen fortzusetzen – diesmal mit Nathan Turner aus den Vereinigten Staaten.

Als er an einem nasskalten Sonntag im März in Aalen ankommt und die Innenstadt erkundet, erlebt Nathan Turner einen kleinen Kulturschock: „Die Stadt war wie leergefegt und alle Geschäfte hatten geschlossen. In Amerika gehen wir sonntags immer shoppen und alle Städte sind dicht bevölkert“, lacht er und fügt hinzu: „Mittlerweile hat sich der Eindruck ins Gegenteil gekehrt! Aalen hat sehr viel zu bieten und das merkt man den Leuten an.“ Der 21-Jährige kommt aus Ohio, einem Bundesstaat im Mittleren Westen der USA und wuchs in einem Vorort von Cincinnati auf. Die Handels- und Fabrikstadt wird aufgrund ihrer Bedeutung auch „Königin des Westens“ genannt. „Der industrielle Aufschwung der Stadt begann um 1850 mit riesigen Schlachthöfen. Die Schweine wurden damals auf flachen Kähnen transportiert. Wegen des ganzen Industrienebels am Fluss sah man aber nur die Schweine und es wirkte daher so, als würden sie fliegen. Seither ist das fliegende Schwein unser Stadtmaskottchen“, zwinkert Turner.


Auf den Spuren der Vorfahren

In Ohio haben 26 Prozent der Einwohner deutsche Vorfahren. Auch Nathan Turners Großmutter kommt aus Darmstadt und zog Mitte der 1950er in die USA. „Viele in Ohio leben nach wie vor auch die deutsche Kultur. Zum Beispiel haben wir richtig authentische deutsche Restaurants. In Aalen habe ich also nicht zum ersten Mal Spätzle gegessen“, erläutert der Student. Zuhause wird bei ihm Englisch gesprochen, Deutsch oft etwas floskelhaft in Alltagsredewendungen. „Ich kann daher nicht so wirklich Deutsch, habe aber inzwischen den A.1-Kurs bestanden und direkt den A.2er an der Hochschule belegt,“ lächelt der Amerikaner. Als Kind war er bereits zweimal kurz in Deutschland und hat sich deshalb bewusst für Aalen entschieden, um Land und Leute während des Auslandssemesters besser kennenlernen zu können.


Maschinenbau in Colorado und Aalen

Seit 2022 studiert Nathan Turner als sogenannter „Junior Mechanical Engineer“ – also als angehender Maschinenbauer – an der Colorado School of Mines, einer Partneruniversität der Hochschule Aalen. Diese ist eine der angesehensten Technischen Universitäten der Vereinigten Staaten, die unweit der Stadt Denver liegt. „Die Betreuung an beiden Unis ist vergleichbar und auf hohem Niveau. Es gibt kleine Seminargruppen und die Dozenten sind jederzeit ansprechbar. Alle Vorlesungen hier sind auf Englisch, sonst könnte ich nicht in Aalen studieren. Das ist wirklich klasse“, lobt Turner die englischsprachigen Studiengänge der Hochschule Aalen, die ständig erweitert werden und eine wachsende Zahl internationaler Studierender auf die Ostalb locken. Auch vom steten Praxisbezug an der Hochschule ist Turner begeistert: „Ich durfte mein eigenes Projekt wählen und arbeite aktuell an einer Lieferdrohne, deren Rahmen ich so leicht wie möglich konstruieren muss. Dabei ist mir die Wahl der Mittel völlig freigestellt.“


Bestmögliche Betreuung schon vor der Ankunft

Als es mit der Beantragung des Visums Verzögerungen gab und das Auslandssemester deshalb möglicherweise auf der Kippe stand, konnte das International Center der Hochschule schnell und unbürokratisch helfen: „Ich wurde direkt aus Aalen angerufen und ganz schnell war ein Plan B entwickelt, wie man zunächst ohne Visum einreisen konnte“, so der Austauschstudent anerkennend und fügt hinzu: „Auch lernte ich durch das Buddy-Programm direkt einen einheimischen Studenten kennen, der mir alles zeigte, mich Leuten vorstellte und bei Fragen immer zur Verfügung steht. Besser geht es nicht!“ Auch deshalb fühlt er sich in Aalen mittlerweile pudelwohl. Dort hat er als passionierter Kaffeeliebhaber mit „Luis Brasserie“ und dem „Samocca“ zwei Stammcafés für sich entdeckt. Bei letzterem beeindruckt ihn nicht nur der eigene Kaffeeröster, sondern auch die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen, die er so in den USA noch nicht erlebt habe. „Auch wenn es im Sommer leider wieder nach Colorado geht, so komme ich auf jeden Fall wieder nach Deutschland und hoffentlich auch nach Aalen“, ist Nathan Turner sich sicher.