Eine Weihnachtsrede von ChatGPTKann künstliche Intelligenz auch Menschlichkeit zum Fest der Liebe?

Die Studierenden des 3. Fachsemesters Information Design und User Experience wünschen mit ihrer Grußkarte frohe Weihnachten und ein kreatives neues Jahr.

Es ist so einfach, nicht wahr?! Ein paar Sätze oder Stichworte eingetippt, ein bisschen die Rahmenbedingungen benannt – schon flitzt der Cursor los und wir können zusehen, wie sie geschrieben wird: die einwandfreie ChatGPT-Weihnachtsrede. Glatt und perfekt. Grammatikalisch und stilistisch ordentlich. Punkt und Komma an der richtigen Stelle. Mit makellosem Satzbau.

Künstliche Intelligenz ist ohne Zweifel ein echter Game-Changer. Sie erleichtert uns das Leben bei der Arbeit, im Studium und in der Schule. Als Ideengenerator. Impulsgeber. Für einen ersten Überblick. Als Grobentwurf. Oder einfach als Unterstützung, wenn man welche braucht.

Wenn es darum geht, eine Weihnachtsrede schnell vorzubereiten, um ein weiteres lästiges To Do abzuhaken – in einer zum Jahresende manchmal überladenen Zeit, in der vieles noch eben schnell fertig werden soll – dann ja, dann ist ChatGPT möglicherweise die richtige Option.

Vielleicht ist das aber auch genau der Moment, der geradezu danach ruft, sich in Ruhe hinzusetzen. Durchzuatmen. Und einzutauchen, in die Welt, die wir lieben. In das, was uns mit anderen verbindet. Was wir wertschätzen. Und würdigen. Damit eine Rede entstehen kann, die wirklich berührt. Die ein Lächeln ins Gesicht des Zuhörers zaubert. Und bei der sich die Anwesenden wertgeschätzt fühlen.

Was die Weihnachtszeit ausmacht, sind die Menschlichkeit, die Liebe und Wärme, die fühlbar und sichtbar werden. Ausgedrückt durch Eltern, die ihren Kindern liebevolle Päckchen schnüren. Durch Kinder, die ihren Eltern vom Taschengeld einen Tee-Adventskalender kaufen. Durch Kollegen, die einander in der Weihnachtszeit heimlich kleine Überraschungen auf den Tisch legen. Durch Menschen, die sich anlächeln. Einfach so. Räume sind erfüllt mit dem herrlichen Duft von selbstgebackenen Plätzchen, Tannenzweigen, Zimt und Nelken. Lichterketten funkeln früh am Tag und in der dunklen Nacht, und bringen Kinder wie Erwachsene zum Staunen. Eltern kuscheln Abend für Abend mit ihren Kindern und lesen ein weiteres Kapitel aus dem Adventsgeschichtenbuch …

All das, was wir an Weihnachten viel mehr als sonst im Jahr spüren – die Menschlichkeit und Liebe – kann ChatGPT in einer Weihnachtsrede durchaus vermitteln. Doch das Sprachmodell ist und bleibt eben nur eine künstliche Intelligenz, die sich liebevolle Worte quasi borgt und aus irgendwelchen Quellen recycelt, um weihnachtlich-herzlich zu klingen. Es kann nur auf Basis der Texte eine Rede schreiben, mit denen es trainiert wurde. Aber es kennt weder die Teilnehmer der Weihnachtsfeier noch nette Anekdoten, die für ein Lächeln sorgen können, oder die Erinnerung an das, was man gemeinsam erlebt und erschaffen hat.

Vielleicht dauert eine selbstgeschriebene Rede länger, bis sie fertig ist. Vielleicht fällt auch der Anfang nicht leicht. Aber Menschen kommen zu Weihnachtsfeiern zusammen, um die Zeit miteinander zu genießen – miteinander zu lachen, sich auszutauschen, das Jahr gemeinsam zu würdigen und allmählich Ruhe einkehren zu lassen. Und wenn wir andere berühren und Reden halten wollen, die etwas Besonderes sind, dann braucht es auch eine besondere Komponente, derer wir uns immer bewusst sein sollten: Es braucht den Menschen. Im Zentrum.

Wie in unserem Studienbereich Human Centricity an der Hochschule Aalen. Mit Hilfe modernster Methoden und Technologien lernen Studierende dort, benutzerfreundliche und ansprechende Produkte und Dienstleistungen von Menschen für Menschen zu kreieren und komplexe Inhalte so aufzubereiten, dass sie verständlich sind. Im Fokus stehen dabei Mensch-Maschine-Schnittstellen. Denn wenn es nicht gerade um das Schreiben einer persönlichen Weihnachtsrede geht, können moderne Technologien eine wertvolle Unterstützung sein. In der Vorlesung „Virtuelle Szenarien“ etwa. Hier modellieren Studierende virtuelle Anwendungen, wie bspw. ein Erste-Hilfe-Training, das realistische Szenarien nachbildet. Auch Unternehmen nutzen virtuelle Umgebungen, um Prototypen während der Produktentwicklung zu testen und zu optimieren, was zu weniger Kosten, kürzeren Entwicklungszeiten und optimalen Lösungen führt, die Nutzer begeistern.

Ein Hoch also auf moderne Technologien, die uns in vielen Bereichen unterstützen können und es uns ermöglichen, mit der immer größer werdenden Komplexität in der Welt Schritt zu halten. Ein Hoch auch auf unseren menschlichen Verstand, der bewusst entscheiden kann, wann und ob er künstliche Intelligenz nutzen will. Und ein Hoch auf persönlich geschriebene Weihnachtsreden, die nicht nur etwas mit den Zuhörern machen. Sondern immer auch mit demjenigen, der sie schreibt, wenn es aus dem Herzen heraus ist.

Wir wünschen Ihnen eine wunderschöne Weihnachtszeit, in der Sie und Ihre Lieben sich ganz nahe sind und genießen. Sich. Das Leben. Und die Freiheit zu entscheiden, wann und ob sie künstliche Intelligenz nutzen.

Alles Liebe für Sie! Und übrigens: Diese Rede kommt von Herzen. Fast ganz ohne ChatGPT.

Ihre Nikola Vetter und das gesamte Team des Studienbereichs Human Centricity der Hochschule Aalen


Text: Nikola Vetter; Fotos: Studierende des Studienbereichs Human Centricity; Layout: Bernd Reznicek