Studierende der Hochschule Aalen entwickeln Strategien für regionale Unternehmen zur Bewältigung der Corona-Krise Praxisorientierte Lehre am Puls der Zeit

Der Studienbereich BWL für kleine und mittlere Unternehmen setzt in der Lehre auf eine enge Verzahnung zwischen Theorie und Praxis und Transferprojekte mit der regionalen Industrie. Foto: © freepix.com

Sa, 12. June 2021

Der Studienbereich BWL für kleine und mittlere Unternehmen der Hochschule Aalen setzt auf eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis und bietet seinen Studierenden hierfür besondere Möglichkeiten. Auf Basis des Konzeptes „reflective Practice“, welche den Einsatz von Praktikerinnen und Praktikern und Reflexion in der Lehre vorsieht, werden aktuell in Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten der Industrie in kleinen Projekten fachspezifische Maßnahmen für Unternehmen der Region entwickelt. Die erarbeiten Ergebnisse unterstützen Unternehmen aus der Region dabei, sich einerseits erfolgreich strategisch auszurichten und andererseits die Herausforderungen der Pandemie besser zu bewältigen. Die Studierenden konnten mithilfe der Projekte an aktuellen wirtschaftlichen Fragestellungen arbeiten, wertvolle Praxiserfahrungen sammeln und somit den Transfer zwischen Hochschule und regionaler Industrie weiter ausbauen.

In den vergangenen Monaten erarbeiteten die Studierenden des Studienbereichs Betriebswirtschaft für kleine und mittlere Unternehmen der Hochschule Aalen eine Strategie und Handlungsempfehlungen für die Bewältigung der Corona-Krise am Beispiel von regionalen Unternehmen. Hierzu zählen die Franke GmbH, die Stadt Aalen, die Arnulf Betzold GmbH und die Alfred Ritter GmbH & Co. KG. Die erarbeiteten Projektergebnisse geben den Unternehmen eine Hilfestellung zur erfolgreichen Bewältigung der Auswirkungen der Corona-Krise.

Von der Theorie in die Praxis

Prof. Dr. Jörg Büechl, Studiendekan der Studienbereiche Betriebswirtschaft für kleine und mittlere Unternehmen an der Hochschule Aalen und Wirtschaftspsychologie & Business Transformation an der Graduate School Ostwürttemberg, vermittelte den Studierenden zunächst theoretische Grundlagen in Hinblick auf wirtschaftliche Auswirkungen der globalen Coronapandemie und dem damit verbundenen Krisenmanagement. Anschließend erhielten die Studierenden praktische Einblicke durch Impulse und Lehrbeiträge aus der Industrie. Hierbei brachte Elina Zobel, ehemalige Managerin bei der Daimler Mobility AG und selbständiger Business Coach bei learn4next, zunächst Grundlagen und Anwendungsbeispiele in den Bereichen Unternehmenstransformation und lernende Organisationen den Studierenden näher. Als ausgewiesene Expertin für globale Organisations-, Führungskräfte- und Personalentwicklung profitierten die Studierenden insbesondere von Zobels langjähriger Erfahrung sowie von ihrer Coachingkompetenz. Des Weiteren vermittelte Katharina Schenk, Agile Coach bei der HORNBACH Baumarkt AG, das notwendige Rüstzeug für die Praxis, mit welchem die Studierenden gezielt und fallspezifisch agile Konzepte und Praktiken entwickeln konnten. In diesem Zusammenhang legte Schenk ein besonderes Augenmerk darauf, wie Organisations- und Teamkultur sowie Kommunikation und Agilität in Unternehmen etabliert und weiterentwickelt werden können, um aktuelle und zukünftig Herausforderungen als lernende Organisation pragmatisch zu bewältigen.

Im Anschluss an die Vermittlung theoretischer und anwendungsorientierter Grundlagen folgte die praktische Umsetzung durch die Studierenden im Rahmen von vielseitigen Praxisprojekten, welche in Absprache mit kooperierenden Unternehmen aus der Region definiert wurden. Hierbei unterstützten die Studierenden die Unternehmen bei der Ausarbeitung von Strategien zur Bewältigung der Corona-Krise. Um eine hohe Transferqualität zu gewährleisten, wurden die studentischen Projektgruppen von Prof. Büechl sowie den beiden Expertinnen aus der Wirtschaft durchgehend gecoacht.

Mehrwert für Studierende und Dozierende

Durch die strategische Verknüpfung von aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, praktischen Impulsen von Expertinnen aus der Industrie und durch Anwendung dieser vermittelten Inhalte im Rahmen von Praxisprojekten sowie einen fortwährenden Coachingprozess, konnten vielfältige Synergien gehoben werden.

Studierende profitieren durch ein ausgesprochen anwendungsorientiertes Lehrformat, in dem sie aktuelle wissenschaftliche Modelle und Theorien in der Praxis kritisch prüfen, anwenden und verproben können. Zum anderen erfahren Studierende durch die Zusammenarbeit mit Praktikern und Unternehmen Anknüpfungspunkte zu vielseitigen Berufsfeldern und der wirtschaftlichen Praxis, was ihnen bei der anstehenden Berufswahl helfen soll. Durch den fortwährenden Coachingprozess verbessern Studierende im Rahmen ihres Gruppenprojekts des weiteren ihre Methoden-, Sozial- und Kommunikationskompetenz.

Aus der Perspektive der Industrie-Expertinnen hat Schenk wertvolle Erfahrungen in ihrer Tätigkeit als Lehrbeauftrage gewonnen: „Als Studierende habe ich immer einen besonderen Mehrwert darin gesehen, wenn Gastdozentinnen und Gastdozenten aus Unternehmen theoretische Inhalte um eine praxisorientiere Perspektive ergänzt haben. Dadurch entsteht Raum, Gelerntes zu reflektieren und den Transfer in die Praxis zu einem frühen Zeitpunkt sicherzustellen. Es freut mich sehr, nun selbst in der Rolle als Dozentin an der Hochschule Aalen gemeinsam mit Frau Zobel und Herrn Prof. Dr. Büechl aktuell höchst relevante Inhalte für die Studierenden zu entwickeln und anzubieten.“ Die Ausführungen von Schenk decken sich mit den Erfahrungen von Zobel: „Corona hat noch mehr gezeigt, wie wichtig es ist, dass Unternehmen Fähigkeiten entwickeln, sich flexibel und dynamisch an die stetigen Veränderungen anzupassen. Die Studierenden setzen sich in der Vorlesung mit dem Thema Veränderung auf mehreren Ebenen auseinander und haben die Möglichkeit, durch praktische Übungen selbst zu erfahren, was Veränderung bedeutet und welche Herausforderungen Unternehmen haben, wenn sie Veränderungen anstoßen und umsetzen. Für mich persönlich ist es immer wieder spannend, diese Reise der Studierenden zu begleiten und am Ende interessante Projektergebnisse präsentiert zu bekommen.“

Gleichermaßen interessant ist dieses Kooperationsformat auch für die Hochschule Aalen und regionale Unternehmen. Unternehmen profitieren durch die Anwendung aktueller Forschungserkenntnisse und erhalten von den Studierenden einen „Blick von außen“. Der Studienbereich BWL für KMU kann indessen die Wirkungsbereiche und Grenzen theoretischer Modelle und Konzepte in Praxiszusammenhängen umfassend analysieren und prüfen, und somit seine anwendungsorientierte Forschung weiter ausbauen.

Der Studienbereich freut sich auch zukünftig auf weitere, spannende Kooperationsprojekte mit regionalen Unternehmen und auf eine enge Zusammenarbeit mit Praktikern.