Sicherheit und Verfügbarkeit von Daten stehen im FokusReinhard-von-Koenig-Preis für Technik und Fortschritt 2018 geht an Frank Karlitschek

Fr, 26. October 2018

2014 war es die Augenheilkunde, 2016 das Thema autonomes Fahren. Nun werden innovative Lösungen im Bereich Datensicherheit und -kontrolle ausgezeichnet. Frank Karlitschek, Gründer der Nextcloud GmbH, heißt der Preisträger 2018 des mit 20.000 Euro dotierten Reinhard-von-Koenig-Preises. Den mit 5.000 Euro dotierten Förderpreis erhält in diesem Jahr Prof. Hendrik Speck von der Hochschule Kaiserslautern. Ziel des 2014 erstmals ausgelobten Preises ist es, auf die Bedeutung des technischen Fortschritts zur Lösung wesentlicher gesellschaftlicher Herausforderungen aufmerksam zu machen.

Die beiden Entwickler erfüllten die Auswahlkriterien der renommierten Jury, indem sie mit ihren Innovationen neue technologische Lösungsansätze für gesellschaftlich relevante Herausforderungen bieten, technischen Mut zeigen und einen signifikanten Beitrag zu nachhaltigem Fortschritt leisten. Den gemeinsamen Nenner, der beide Preisträger verbindet, bildet das Thema Datensicherheit und -kontrolle, das seit Jahren immer mehr zu einem öffentlichen Diskussionspunkt wird.

Der in Stuttgart lebende Frank Karlitschek ist ein langjähriger Open-Source-Autor und Privacy-Aktivist. Heute widmet er sich als Managing Director hauptsächlich seiner eigenen Firma, der Nextcloud GmbH, die er 2016 ins Leben rief. Bereits Ende der 1990er Jahre trug er zu KDE und anderen freien Softwareprojekten bei und war Vorstandsmitglied der KDE e.V. Er leitete mehr als zehn Jahre Engineering-Teams und arbeitete als Referatsleiter und Geschäftsführer bei verschiedenen Internet-Unternehmen. 2007 gründete er ein Start-Up, das Social Networking- und E-Commerce-Produkte entwickelte. Im Laufe der Jahre half er vielen Start-Ups mit Managementberatung und Investitionen. Zudem rief er mehrere Initiativen ins Leben, um das Internet sicherer zu machen.


Bundesverwaltung nutzt Nextcloud

Nextcloud nennt sich auch die Entwicklung, für die Frank Karlitschek die Auszeichnung erhält – eine Open-Source-Lösung zum Betrieb von Cloud-Diensten. Der Unterschied zu Cloud-Speichern wie beispielsweise Google Drive oder OneDrive besteht darin, dass der User – sei es ein Unternehmen, eine Behörde oder Privatperson – einen eigenen Server benutzen kann. Die Lösung hat sich nach kurzer Zeit bereits als Alternative zu kommerziellen Cloud-Diensten etabliert, mit der inzwischen auch die Bundesverwaltung und große Konzerne arbeiten.


Förderpreisträger Professor Hendrik Speck

Insbesondere Daten aus dem Gesundheitsbereich sind sensibel und schützenswert. Hierfür wurde von Hendrik Speck, neben seiner Professur an der Hochschule Kaiserslautern auch CEO der Zweibrückener RAM Group Communication GmbH, mit der Fitness- und Gesundheitsapp n*soria eine sichere Anwendung mit vollständiger Nutzerkontrolle entwickelt. Daten-Sharing, beispielsweise mit Ärzten, der Familie oder Versicherungen bleibt somit in den Händen des Users. Die Verarbeitung und Synchronisation von Daten in einer Cloud wird explizit vom Nutzer kontrolliert und ist kryptographisch abgesichert. „Der Preis ist natürlich ein Ansporn im Sinne der deutschen Ingenieurstradition“, führt Speck aus.

Unterstützt werden durch den Reinhard-von Koenig-Preis Entwicklungen, die heute ebenso relevant sind wie es einst zu Forscherzeiten des Barons Automobilität, Geschwindigkeit, Aerodynamik oder Motorentechnologie waren - also wesentliche Grundtechnologien, die für den Wirtschaftsstandort Deutschland essentiell waren und noch sind.


Auswahl der Preisträger

Der Reinhard-von-Koenig-Preis sowie die Förderpreis werden alle zwei Jahre von den Mitgliedern der Auswahlkommission vergeben. Die Stiftung Schloss Fachsenfeld ist an die Vorschläge der Auswahlkommission gebunden. Zu dieser gehörten für die Preisvergabe 2018: Prof. Dr. Peter Frankenberg, Wissenschaftsminister a. D. des Landes Baden-Württemberg; Dipl.-Ing. Manfred Grimminger, Firmenleitung Kessler & Co. GmbH und Co. KG; Michael Hankel, Vorstandsmitglied der ZF Friedrichshafen AG; Wolfgang Hess, Chefredakteur von „Bild der Wissenschaft“; Prof. Dr. Michael Kaschke, Vorstandsvorsitzender der Carl Zeiss AG; Ulrich Pfeifle, OB a. D. von Aalen, Vorsitzender des Freundeskreises der Stiftung Schloss Fachsenfeld; Thilo Rentschler, OB von Aalen, Vorsitzender der Stiftung Schloss Fachsenfeld; Prof. Dr. Gerhard Schneider, Rektor der Hochschule Aalen; Prof. Volker Wieland, Ph. D., Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

Beratend wirkten mit: Dr. Roland Schurig, Geschäftsführer der Stiftung Schloss Fachsenfeld; Jörn P. Makko, Beauftragter des Stiftungsvorsitzenden für Belange des Reinhard-von-Koenig-Preises.


Kurzvita Reinhard von Koenig

Freiherr Reinhard von Koenig-Fachsenfeld wurde 1899 in Stuttgart geboren. Er besuchte das Gymnasium in Stuttgart und studierte an der TH Stuttgart. Als Rennfahrer gewann er Motorrad- und Autorennen. 1924 wurde er erster Deutscher Motorrad-Straßenmeister der Geschichte. Im Jahr 1925 gewann er das Solitude-Rennen und brach Geschwindigkeitsrekorde. In den späten 1920er Jahren begann er in Stuttgart mit eigenen Untersuchungen zur Fahrzeugaerodynamik. Im Rahmen dieser Arbeiten entwarf er eine ganze Reihe von Renn- und Rekord- und Versuchsfahrzeugen sowie Stromlinienkarosserien für verschiedene Hersteller.

Sein größter Erfolg war der von ihm strömungsgünstig gestaltete Mercedes SSKL, der beim Karosseriebauer Vetter in Cannstatt realisiert wurde. Mit diesem Fahrzeug gewann Manfred von Brauchitsch auf der AVUS in Berlin 1932. Ein von ihm konzipierter Wagen wurde für Reifenversuche bei der Firma Fulda eingesetzt und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. Der Wagen ist seit dem Krieg verschollen. Durch seine Forschungen war er Inhaber zahlreicher Patente.

1982 gründete Freiherr Reinhard von Koenig-Fachsenfeld die Stiftung Schloss Fachsenfeld. Auf Schloss Fachsenfeld gibt eine Dauerausstellung einen Einblick in seine grundlegenden Arbeiten auf dem Sektor der Fahrzeugaerodynamik. 1992 starb der Baron kurz vor seinem 93. Geburtstag.


Bildnachweise: © Creative Commons (Karlitschek) | www.hendrikspeck.com / Alfreds Ulmanis (www.fotal.lv) (Speck) | Stadtarchiv Aalen (Baron Reinhard von Koenig)