„Ein Modellprojekt mit überregionalem Vorbildcharakter“Kooperationsangebot „Studium & Ausbildung DUAL“ startet an der WBA

Fotografie: Hartmut Schlipf und Prof. Dr. Ralf-Christian Härting sitzend mit Flyern in den Händen

Hartmut Schlipf, Schulleiter der Kaufmännischen Schule Aalen (links), und Prof. Dr. Ralf-Christian Härting von der Hochschule Aalen freuen sich über das neue Ausbildungskonzept „Studium & Ausbildung DUAL“.

Th, 22. March 2018

Neben der Berufsschule auch an die Hochschule gehen? Das können jetzt Azubis der Ausbildungsberufe Bankkauffrau/-mann, Industriekauffrau/-mann und Kauffrau/-mann im Groß- und Außenhandel, die sich für ihre berufliche Zukunft fit machen möchten. Das berufsbegleitende BWL-Studium an der Weiterbildungsakademie der Hochschule Aalen (WBA) startet mit reduzierten Vorlesungen im letzten Ausbildungsjahr. Ausbildungsleistungen werden für das duale Studienkonzept angerechnet. Über das neue Angebot „Studium & Ausbildung DUAL“ sprachen Hartmut Schlipf, Schulleiter der Kaufmännischen Schule Aalen, Arne Teuteberg, Personalleiter der Papierfabrik Palm, sowie Prof. Dr. Ralf-Christian Härting von der Hochschule Aalen.

Das Modellprojekt „Studium & Ausbildung DUAL“ ist ein Kooperationsangebot der Weiterbildungsakademie der Hochschule Aalen, der Hochschule Aalen, der Kaufmännischen Schulen Aalen, Schwäbisch Gmünd und Ellwangen sowie der Industrie- und Handelskammer (IHK) Heidenheim und des Ostalbkreises. Motivierte junge Erwachsene, die sich fit für ihre berufliche Zukunft machen möchten, sind in diesem neuen Ausbildungs- und Studienkonzept genau richtig: Mit Ansporn, Engagement und Durchhaltevermögen können die Auszubildenden bereits während des letzten Ausbildungsjahres mit dem BWL-Studium zum Bachelor of Arts beginnen. Welchen Mehrwert das neue Ausbildungs- und Studienkonzept für junge Nachwuchskräfte, die Berufsschulen, die Unternehmen und die Region hat, erläutern im Gespräch Oberstudiendirektor Hartmut Schlipf, Schulleiter der Kaufmännischen Schule Aalen, Arne Teuteberg, Personalleiter der Papierfabrik Palm, sowie Studiendekan und wissenschaftlicher Leiter des Ausbildungs- und Studienangebots, Prof. Dr. Ralf-Christian Härting, der die Lehre in betrieblicher Organisation und Wirtschaftsinformatik an der Weiterbildungsakademie übernimmt.

Wie kam es zu der Idee, das Modellprojekt „Studium & Ausbildung DUAL“ für Auszubildende aufzusetzen? Welcher Bedarf soll hiermit gedeckt werden?

Prof. Dr. Ralf-Christian Härting: Es handelt sich um ein einzigartiges Projekt der Weiterbildungsakademie an der Hochschule Aalen in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer (IHK). Das Modellprojekt bietet eine hervorragende Ergänzung zu den bisherigen Bildungsangeboten in der Region und erhält viel Zuspruch auch aus der Industrie. Damit hat es nicht nur in unserer Region, sondern auch überregional Vorbildcharakter.

Für wen ist das neue Ausbildungskonzept „Studium & Ausbildung DUAL“ idealerweise geeignet?

Hartmut Schlipf: Seit dem aktuellen Schuljahr werden in drei ausgewählten, kaufmännischen Berufen die Leistungen, die die Auszubildenden an den Kaufmännischen Schulen in Aalen, Ellwangen und Schwäbisch Gmünd erbringen, für ein berufsbegleitendes Studium an der Hochschule Aalen angerechnet. Die Berufsschüler der Ausbildungsberufe Bankkauffrau/-mann, Industriekauffrau/-mann und Kauffrau/-mann im Groß- und Außenhandel profitieren von diesem Angebot und können in Kooperation mit dem Ausbildungsbetrieb einen Bachelor-Abschluss vor Ort machen. Wir fördern so unsere motivierten jungen Talente in der Region und ebnen den Weg für eine erfolgreiche berufliche Zukunft.

Arne Teuteberg: Dem kann ich nur zustimmen. Auch für uns als Ausbildungsbetrieb ist das eine tolle Chance, unseren Nachwuchs zu fördern. Das Studienmodell „Studium & Ausbildung DUAL“ qualifiziert die Azubi-Studenten effektiv und zielgerichtet für spätere Managementaufgaben im Unternehmen. Sie lernen schon früh, über den Tellerrand hinauszublicken, erweitern so ihr Fachwissen und knüpfen wertvolle Kontakte.

Herr Teuteberg, wie profitiert der Ausbildungsbetrieb denn von dem dualen Studium seiner Azubis? Beteiligen sich die Arbeitgeber an den Kosten?

Arne Teuteberg: Wir bekommen durch das Studium unserer Auszubildenden neue Impulse und Ideen durch das frisch erworbene akademische Fachwissen. Unsere Azubis können das an der Hochschule Aalen gelernte Wissen direkt im Betrieb anwenden und in der Praxis umsetzen. So profitieren auch bereits eingearbeitete Mitarbeiter durch den engen Wissensaustausch untereinander vom dualen Studium. Die Weiterbildungsakademie empfiehlt den Arbeitgebern grundsätzlich eine Übernahme der Einschreibegebühr sowie die Hälfte der Studiengebühren. Wir bei der Papierfabrik Palm gehen sogar einen Schritt weiter und übernehmen die kompletten Kosten für das berufsbegleitende Studium.

Was muss ein Azubi mitbringen für das berufsbegleitende Studium an der Weiterbildungsakademie der Hochschule Aalen?

Hartmut Schlipf: Wer berufsbegleitend studieren möchte, braucht ein klares Ziel vor Augen, das er mit Motivation und Durchhaltevermögen verfolgt. Wir haben aber, was das angeht, bei unseren Schülerinnen und Schülern keine Bedenken. Sie haben schon allein dadurch, dass sie sich nach der Hochschulreife für einen der anspruchsvollen kaufmännischen Ausbildungsberufe qualifiziert haben, die besten Startchancen. Sie wissen, dass zusätzliches Engagement gefordert wird, wenn sie in diesen Berufen erfolgreich in die Karriere starten wollen.

Wie läuft das duale Studium für die Auszubildenden konkret ab?

Prof. Dr. Ralf-Christian Härting: Parallel zur Ausbildung beginnt im letzten Lehrjahr das Studium an der Hochschule Aalen. Unter der Woche gehen die Auszubildenden ganz normal drei Tage im Betrieb arbeiten und 1,5 Tage in die Berufsschule. Am Freitagnachmittag und am Samstag sind dann die Vorlesungen. In den ersten zwei Semestern bekommen die Berufsschüler sechs von zehn Modulen angerechnet und müssen nur in vier Modulen eine Prüfungsleistung ablegen. Durch die Inhalte aus der Berufsschule konnten wir das Vorlesungsprogramm im ersten Studienjahr reduzieren und die bereits erworbenen Kompetenzen anrechnen. Ein „doppeltes“ Lernen von Lehrinhalten der Berufsschule und der Hochschule bleibt den Auszubildenden so erspart. Nach dem Abschluss der Berufsausbildung steigt dann der Anteil an Vorlesungen auf das reguläre Arbeitspensum eines berufsbegleitenden Studierenden.

Bildnachweis: © Hochschule Aalen/ Janina Bohler