18:00 Uhr - 19:30 Uhr

Die Vorstellung, Literatur und Wissenschaften seien zwei ganz verschiedenen Bereiche der Kultur, die nichts miteinander zu tun haben, gilt immer noch. Und doch sind beide Quellen von Wissen und in der Kulturgeschichte eigentlich eng miteinander verbunden und aufeinander bezogen.

Wissenschaftliches Wissen, ob aus den Naturwissenschaften oder den Humanwissenschaften, findet sich in großen Mengen in zahlreichen Werken der Literatur und trägt zu Inhalt und Sinn sowohl als zu Form- und Strukturgestaltung dieser Werke bei.

Literaturwissenschaftliche Forschungen haben sich in den zwei letzten Jahrzehnten mit den Interaktionen von Literatur und Wissenschaften beschäftigt und haben zeigen können, dass Literatur nicht nur zur Verbreitung und Popularisierung von Wissensmengen und Theorien aus den Wissenschaften beiträgt, sondern auch an der Produktion von Wissen selber beteiligt ist und eine eigenständige Wissensquelle ist.

Wie funktioniert das ? Inwiefern kann Verarbeitung, aber auch Produktion von Wissen ein Anliegen und eine Funktion von literarischen Werken sein ?

Diese Fragestellungen soll der Vortrag am Beispiel von zwei berühmten Schriftstellern aus dem deutschsprachigen Raum veranschaulichen :
Der Deutsche Johann Wolfgang Goethe (1749-1832) und der Österreicher Adalbert Stifter (1805-1868), die beide eine besonders intensive Beziehung zu den wissenschaftlichen Entwicklungen und Fortschritten ihrer Zeit pflegten und sich auch persönlich mit Gebieten wie Geologie, Botanik, Meteorologie oder Biologie auseinandersetzten.

Ein Ausblick auf die reiche Beziehung der Literatur um 1900 zu den Wissenschaften der Psyche – Tiefenpsychologie und Psychoanalyse – soll anhand von Beispielen einen weiteren Einblick in die wissensbildende Funktion von Literatur vermitteln.

Dozent: Prof. Dr. Christine Maillard ist emeritierte Professorin für Germanistik an der Universität Straßburg. Sie gründete 1996 die Reihe FAUSTUS/Études Germaniques bei den Presses Universitaires de Strasbourg und leitete diese bis heute. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Literatur und den wissenschaftlichen Wissenssystemen des 19. und 20. Jahrhunderts, der Beziehung zwischen Literatur und Psychologie vom 18. bis ins 20. Jahrhundert sowie in der Geschichte der psychologischen Theorien von Karl Philipp Moritz bis C.G. Jung. Sie untersucht außerdem die Rezeption östlicher Gedanken und Religionen – insbesondere aus Indien, Japan und dem persischen Raum – im deutschsprachigen Raum und widmet sich interkulturellen Beziehungen und Studien. Derzeit arbeitet sie an Forschungsprojekten, die sich mit der Welt der Germanen und dem Islam befassen, sowie mit dem Werk der Schweizer Schriftstellerin Annemarie Schwarzenbach.

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