„Mein Wissenshunger ist mit den Jahren immer mehr gewachsen“Vanessa Frank hat als erste Doktorandin der Fakultät Wirtschaft und Gesundheit der Hochschule Aalen das neue Promotionsverfahren erfolgreich durchlaufen

Freude über die erste „Inhouse“-Promotion im Bereich Wirtschaft: Prof. Dr. Robert Rieg und Prof. Dr. Patrick Ulrich von der Hochschule Aalen, Dr. Vanessa Frank, Prof. Dr. Nicola Marsden von der Hochschule Heilbronn und Prof. Dr. Guido Baltes von der Hochschule Konstanz (v.l.n.r.). Foto: © Hochschule Aalen | Nils Laflör
Als erste Doktorandin der Fakultät Wirtschaft und Gesundheit hat Vanessa Frank kürzlich ihre Dissertation nach dem neuen Promotionsrecht für Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Baden-Württemberg erfolgreich verteidigt. Für die Hochschule Aalen markiert der Abschluss des ersten Verfahrens im Bereich Wirtschaft einen weiteren, wichtigen Schritt in der Förderung des wirtschaftswissenschaftlichen Nachwuchses.
Neues Promotionsverfahren
Vanessa Frank ist die erste Doktorandin der Fakultät Wirtschaft und Gesundheit der Hochschule Aalen, die das neue Promotionsverfahren im Rahmen des Promotionsverbands BW erfolgreich durchlaufen hat. Zwar konnten zuvor schon wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hochschule promovieren, allerdings nur in Kooperation mit einer Universität. Die Promovierenden wurden dabei durch ein Tandem aus Professorin bzw. Professor der Hochschule Aalen und Professorin bzw. Professor einer Universität betreut. Die Forschungstätigkeit fand überwiegend in Aalen statt, den Titel gab es von der beteiligten Universität, da in der Vergangenheit nur diese alleinig den Doktortitel vergeben durfte.
Forschungsstärke
Seit Herbst 2022 können nun besonders forschungsstarke Professorinnen und Professoren aus Baden-Württemberg eigenständig Promovierende zur Promotion führen. Hierzu wurde eigens der Promotionsverband mit 24 Hochschulen für Angewandte Wissenschaften aus Baden-Württemberg und dem zugehörigen Promotionszentrum Center of Applied Research (BW-CAR) gegründet. Der Titel wird durch den Promotionsverband vergeben – auf der Promotionsurkunde steht neben dem Verband auch die Hochschule, an der die Dissertation durchgeführt wurde. Aktuell sind mehr als 350 nachgewiesen forschungsstarke Professorinnen und Professoren Mitglied im Promotionszentrum, allein 38 davon sind von der Hochschule Aalen.
Research Academy als zentrale Anlaufstelle
Die Aalener Promovierenden werden seit mittlerweile vier Jahren umfassend von der Research Academy unterstützt. Als zentrale Anlaufstelle für Forschende der Hochschule, die über das Bund-Länder-Projekt FH-Personal finanziert wird, bietet sie überfachliche Beratung und Veranstaltungen rund um die Themen Promotion sowie wissenschaftliches Schreiben. Damit schafft die Research Academy hervorragende Rahmenbedingungen für eine Promotion in Aalen. „Das war eine große Hilfe“, sagt Vanessa Frank, „die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Promotion war für mich eine besondere Herausforderung – insbesondere mit einem Kleinkind. In dieser intensiven Zeit hat mir meine Familie, aber auch der Promotionsverband und die Hochschule Aalen viel Halt gegeben.“ Die Freude über die gelungene Promotion ist nicht nur bei Vanessa Frank groß, sondern auch bei ihren beiden Betreuern Prof. Dr. Patrick Ulrich und Prof. Dr. Robert Rieg. „Wir beglückwünschen Vanessa Frank sehr herzlich zur Verteidigung ihrer Promotion. Sie ist hiermit nicht nur die Erste an unserer Fakultät, sondern auch im Bereich Wirtschaft im gesamten Promotionsverband“, sagt Prof. Dr. Patrick Ulrich nicht ohne Stolz, der im Studiengang Internationale Betriebswirtschaft lehrt und Leiter des Aalener Instituts für Unternehmensführung (AAUF) ist.
Mit Zahlen jonglieren
Seit 2020 war Vanessa Frank, die inzwischen in der Finanzabteilung eines mittelständischen Unternehmens in Bamberg arbeitet, am AAUF als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig. In ihrer Dissertation mit dem Titel „Erfolg des Management Reportings – eine prozess- und rollenspezifische Analyse“ befasste sie sich mit der zunehmenden Digitalisierung des Berichtswesens in Unternehmen. Auf Basis der bereitgestellten Zahlen und Kommentare können Führungskräfte bessere Entscheidungen treffen und das Unternehmen kann somit schneller auf Veränderungen reagieren. „Zusammenhänge zu entdecken und mit Zahlen zu jonglieren, das habe ich bereits als Teenager geliebt“, sagt Vanessa Frank. Nach ihrem Schulabschluss absolvierte die gebürtige Coburgerin zunächst eine Banklehre. Dass sie ihre gewonnen Fachkenntnisse in Unternehmensführung und Controlling durch ein wirtschaftswissenschaftliches Studium weiter vertiefen wollte, stand für sie schnell fest: „Besonders interessiert mich wie nachhaltige Entscheidungen Unternehmen und Wirtschaft langfristig beeinflussen und wie diese zu fördern sind.“
Flexiblere Karrierewege
Die Promotion bot Vanessa Frank die Gelegenheit, sich noch intensiver mit diesen komplexen Fragestellungen auseinanderzusetzen und durch ihre Forschung innovative Lösungsansätze zu entwickeln. Dass dabei Theorie und Praxis miteinander verbunden werden, ist der 33-Jährigen ein großes Anliegen. „Für mich entfaltet Forschung ihren größten Wert, wenn sie über theoretische Erkenntnisse hinausgeht und einen greifbaren, praxisnahen Nutzen bietet“, sagt Frank. Neugierig über Grenzen zu gehen, geduldig Rückschläge zu überwinden und sich daran erfreuen, wie sich aus Fragen neue Chancen entwickeln – das hat die junge Frau nicht nur in ihrer Promotionszeit angetrieben. „Mein Wissenshunger ist mit den Jahren immer mehr gewachsen“, lacht Frank. „Ich freue mich, dass meine Forschungsergebnisse sowohl in der Theorie als auch in der praktischen Anwendung einen Mehrwert schaffen.“ Darüber freut sich auch ihr Erstbetreuer Prof. Dr. Patrick Ulrich – und über das neue HAW-Promotionsrecht: „Es stärkt unsere Hochschule, weil es flexiblere Karrierewege, bessere Chancen für talentierte Nachwuchsforschende und eine noch stärkere Verknüpfung von Praxis und Wissenschaft ermöglicht.
