Ein wahrhaft zauberhafter TagViel Trubel beim Open Campus der Hochschule Aalen

Auf der magischen Campustour konnten die Besucherinnen und Besucher eine Entdeckungsreise durch die Hochschulwelt unternehmen. Foto: © Hochschule Aalen | Peter Schlipf
Konzentriert sitzt Joshua im Grundlagenlabor Elektrotechnik der Hochschule Aalen – pardon, in der Werkstatt des Blechmanns – über seine Platine gebeugt. Neben ihm liegen Widerstände, Kondensatoren und Leuchtdioden. Vorsichtig lötet er mit dem Lötkolben einen Transistor an, um später einen kleinen Blechmann mit blinkenden Augen zum Leben zu erwecken. „Das macht richtig viel Spaß“, sagt der Zehnjährige mit ebenso funkelnden Augen wie der Blechmann. Josef Hahn-Dambacher hat alle Hände voll zu tun, um den Ansturm zu bewältigen. „Ich musste sogar noch zusätzliche Plätze herzaubern“, schmunzelt der Laboringenieur im Studiengang Elektronik. Wahrhaft zauberhaft ging es am Samstag auch bei den anderen Veranstaltungen des Open Campus der Hochschule Aalen zu – hatte sie doch frei nach dem vom Buchklassiker „Der Zauberer von Oz“ inspirierten Motto „Folgt dem Weg des Wissens!“ auf eine magische Reise durch ihre Hörsäle und Labore eingeladen.
„Wissenschaftsfreiheit ist ein hohes Gut“
Farbenfrohe Asphaltzeichnungen, die sich an Motive aus dem „Zauberer von OZ“ anlehnten, führten die Besucherinnen und Besucher auf dem gelben Ziegelsteinweg über den Regenbogen vom WIN-Gebäude zum Burren in eine ganz besondere Welt. Wie funktioniert ein Turboantrieb unter Wasser? Wie kommt man mit Muskelkraft durch die virtuelle Welt? Und kann man die Bedeutung von Worten in Zahlen codieren? Zum Open Campus hatte die Hochschule Aalen über 100 Programmpunkte zusammengestellt, die zum Mitmachen und Staunen einluden. Hochschulrektor Prof. Dr. Harald Riegel freute sich sichtlich, dass auf dem Waldcampus und dem Campus Burren großer Andrang herrschte und viele dem Motto „Folgt dem Weg des Wissens“ gefolgt waren. „Wissenschaft ist der Schlüssel zur Lösung komplexer Probleme und trägt entscheidend zur sozialen und technologischen Entwicklung bei. In einer Welt, die zunehmend von Fake News geprägt ist, ist die Wissenschaftsfreiheit ein hohes Gut. Das wollen wir auch mit unserem Motto unterstreichen“, betonte Riegel.
Das Orakel spricht im „StudiOz“
Eine der „Wissbegierigen“ war beispielsweise Dilara Fatmaogullari. Die 18-Jährige hat gerade am Aalener Wirtschaftsgymnasium Abitur gemacht und interessiert sich jetzt für den neuen Bachelorstudiengang Wirtschaftsrecht, den die Hochschule Aalen zum Wintersemester 2025/2026 einführt. „Ursprünglich wollte ich Jura studieren. Aber das dauert so lange, und Wirtschaftsrecht verbindet meine beiden Interessen perfekt. Ich habe mich schon bei anderen Hochschulen umgeschaut, aber dass es diesen Studiengang jetzt auch in Aalen gibt, ist super! Da kann ich sozusagen vom Bett in den Hörsaal fallen“, sagt die Abiturientin lachend, bevor sie mit ihrem Vater Richtung „StudiOz“ weiterzieht. Dort bot sich den Open Campus-Besucherinnen und -besuchern die Gelegenheit, sich über das vielfältige Studienangebot zu informieren, sich mit Dorothy & Co fotografieren oder sich die Orakel-Karten legen zu lassen.
„Physician Assistant“ als gute Alternative zum Medizinstudium
Die 20-jährige Ines brauchte keine Orakel-Karten, denn für sie steht ihr Wunschstudiengang schon so gut wie fest. „Physician Assistant“ möchte die junge Frau werden. Das sei eine „gute Alternative zum Medizinstudium“. Sie ist extra aus Kirchheim unter Teck gekommen, um sich den Campus anzuschauen. „Schließlich geht es ja nicht nur um den Studiengang, sondern auch um die Hochschule“, findet die 20-Jährige und fügt hinzu: „Ich mag’s gern familiär und nicht nur eine Nummer sein.“ Dann geht’s gemeinsam mit ihrer Mutter weiter mit der Besichtigungstour. Vier Augen sehen bekanntlich immer mehr als zwei. Apropos Augen: Derweil steht Vanessa Adelfio vor dem Gebäude der Hörakustik und Augenoptik und ist bereit für „Kundschaft“. Adelfio studiert im zweiten Semester Augenoptik/Optometrie und überprüft auf Wunsch gemeinsam mit ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen mithilfe eines automischen Messgeräts die Sehstärke. „Schade, da hat sich nix verbessert“, lacht eine Besucherin.
Weltverbindende Storys und kulinarische Leckerbissen
In Augenschein genommen werden konnte auch das WIN-Gebäude, das vor knapp einem Jahr eröffnet wurde und in dem die Fakultät Wirtschaft und Gesundheit sowie das International Center der Hochschule Aalen beheimatet sind. Hier konnte man die eigene Zukunft in der Gesundheitsbranche oder die Welt der Wirtschaftspsychologie entdecken und anschließen mit den internationalen Studierenden mit auf „Dorothy’s Journey“ gehen, weltverbindende Storys hören und kulinarische Leckerbissen aus verschiedenen Ländern kosten. Im Außenbereich auf dem Campus Burren sorgte das Aalener Duo „Duft Duett“ mit Daniel Leinmüller und Jakob Arold für musikalische Stimmung und das E-Motion Rennteam der Hochschule präsentierte seine Rennwagen. In der Spielstadt der Munchkins gab es unter der Anleitung der Aalener Sportallianz einen Bewegungsparcours für Kinder. Und wer danach ausgehungert war, konnte seinen Löwenhunger bei „Dorothy’s Diner“ mit seinen Food-Trucks stillen.
Open Campus als Alumni-Treffen
„Wir wollen jetzt erstmal unseren Wissendurst stillen“, meint Holger Knoblauch lachend, der sich gemeinsam mit seinen Kommilitonen des Abschlussjahrgangs 1985 im Studiengang Maschinenbau/Fertigungstechnik für eine magische Campustour angemeldet hatte. Diese waren zum Teil extra aus dem Schwarzwald, aus Füssen oder sogar aus Austin/Texas (USA) angereist. Seit 40 Jahren haben sie sich nicht mehr gesehen – und die Hochschule Aalen natürlich auch nicht. „Wahnsinn, diese Entwicklung. Wir haben fast nichts mehr wiedererkannt“, staunen die Herren sowie eine Dame. „Es war ein tolles Studium. Lebensprägend“, meint Holger Knoblauch, der in Furtwangen als Technikleiter bei Ketterer Druckguss arbeitet und immer noch Kontakt zu seinem damaligen, inzwischen 87-jährigen Maschinenbauprofessor hat. Gespannt lauscht die Alumni-Gruppe den Ausführungen von Jordan Trinkle, der gerade seinen Master in Advanced Systems Design macht und ein Ultraschallt-Telerobotersystem entwickelt. Denn an einem Unfallort können Ultraschall-Untersuchungen wichtige Aufschlüsse über mögliche innere Verletzungen des Unfallopfers liefern. Da Rettungssanitäter aber meist nicht dafür ausgebildet sind oder nicht über die notwendige Erfahrung verfügen, soll der Ultraschall-Teleroboter einem erfahrenen Arzt im Krankenhaus die Möglichkeit bieten, die Untersuchung aus der Ferne durchzuführen. „Das ist ein total interessantes Projekt. Überhaupt bin ich ein großer Mechatronik-Fan, weil der interdisziplinäre Ansatz so spannend ist“, findet der Student. Auch nach seinem Abschluss kann er sich einen Job vorstellen, wo er Mechatronik mit Medizin verbinden kann: „Das hat etwas Sinnstiftendes.“
Wie man Robotik mit Landschaftsarchitektur verbindet
Ein großer Mechatronik-Fan ist auch Leonard Petry, der unterdessen bei Prof. Dr. Stefan Hörmann und seinem Mechatronik-Demonstrator steht – eine Art Geschicklichkeitsspiel, bei dem eine Kugel auf einer Fläche balanciert wird. Diese wird von einer Kamera überwacht und das System berechnet, wie die Fläche geneigt werden muss, um die Kugel auf ihrer Kreisbahn zu halten. Gemeinsam mit seinem Vater ist der Zwölfjährige aus dem Landkreis Augsburg gekommen. „Ich habe Prof. Dr. Hörmann bei den Hackdays am Gymnasium Wertingen kennengelernt. Da ich gerade mit dem Mikrocontroller in meinem Roboter Probleme habe, wollte ich unbedingt zum Open Campus, um hier vielleicht eine Lösung zu finden“, erzählt der Schüler. Ob er später auch mal etwas mit Mechatronik oder Technik studieren wolle? „Eigentlich will ich Landschaftsarchitekt werden, weil ich gerne in der Natur bin. Aber vielleicht lässt sich das ja auch mit Robotik verbinden, beispielsweise um einen Roboter zum Heckenschneiden zu erfinden“, sagt Leonard Petry und lächelt verschmitzt.