Wie man Unternehmen für Cybersicherheit und Risiken sensibilisiertWirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Ralf-Christian Härting und Prof. Dr. Dr. Robert Rieg erhalten Forschungspreis 2024 der Hochschule Aalen

Prof. Dr. Ralf-Christian Härting (links) forscht zum Thema Cybersicherheit, Prof. Dr. Dr. Robert Rieg im Bereich Risikomanagement. Foto: © Hochschule Aalen

Mo, 29. Juli 2024

Mit dem diesjährigen Forschungspreis der Hochschule Aalen wurden jetzt gleich zwei Professoren aus der Fakultät Wirtschaftswissenschaften geehrt: Während Prof. Dr. Ralf-Christian Härting zum Thema Cybersicherheit in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) forscht, widmet sich Prof. Dr. Dr. Robert Rieg intensiv der empirischen Forschung im Bereich Risikomanagement und der Digitalisierung im Controlling. Beide teilen die Meinung, dass aktuelle Forschung und moderne Lehre sich gegenseitig befruchten.

Hohes Risiko

Der Cyberangriff auf den US-Konzertkartenanbieter Ticketmaster ist nur einer der bekanntesten Fälle aus der jüngsten Zeit. Auch in Ostwürttemberg steigt die Zahl solcher Angriffe: Kriminelle hacken sich in Datenbanken und Netzwerke, wollen Lösegeld erpressen und setzen ganze Unternehmen oder Verwaltungen schachmatt. Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen sind mittlerweile einem hohen Risiko ausgesetzt, da sie oftmals weder die finanziellen noch die personellen Ressourcen haben, um gezielt Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Hier setzt das vom Innenministerium Baden-Württemberg geförderte Projekt „CyberWuP“ (Cybersicherheit, Wirtschaftsschutz und Prävention) an.

Faible für Lehre

„Mit verschiedenen Veranstaltungsformaten sollen regionale Unternehmen niedrigschwellig für die Bedeutung von Cybersicherheit sensibilisiert und bei der Umsetzung von Maßnahmen unterstützt werden“, erläutert Prof. Dr. Ralf-Christian Härting, einer der beiden Koordinatoren des Projekts an der Hochschule Aalen. Dass er in seiner Forschung seine IT-Begeisterung mit betriebswirtschaftlichen Fragestellungen miteinander verbinden kann, findet er „einfach klasse“. Die IT-Affinität des 58-Jährigen reicht weit bis in seine Schulzeit zurück. „Wir hatten damals am Gymnasium einen Mathe-Lehrer, der von IBM kam und bei uns ein Computerlabor eingerichtet hat“, erinnert sich Härting und fügt lachend hinzu: „Dort konnte man mich ziemlich oft antreffen.“ Nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik an der Ludwig-Maximilians-Universität München und seiner Promotion an der Technischen Universität München arbeitete er einige Jahre bei Bertelsmann. Anschließend machte er sich mit einer Internetagentur für Digitales Marketing selbständig. Doch da Härting schon immer ein Faible für die Lehre hatte und sich bereits als Student sein Studium mit Schulungen finanziert hatte, kam die Ausschreibung einer Professur mit Fokus auf KMU an der Hochschule Aalen gerade recht.

Faktenorientierte Denkweise

Seit 20 Jahren lehrt und forscht Härting an der Hochschule Aalen. Neues zu entdecken und einen Mehrwert für die Gesellschaft – insbesondere für seine KMU-Klientel – zu liefern, das treibt den Wirtschaftswissenschaftler und passionierten Radsportler besonders an. „Die Hochschule Aalen bietet unglaublich viele Freiheiten, gerade auch in der Forschung“, sagt Härting begeistert. Vor allem die Interaktion mit der Lehre mache ihm großen Spaß. „Forschung sorgt für neue Erkenntnisse und Innovationen, die direkt in die Lehre einfließen. Dadurch bleibt sie aktuell und praxisnah. Gleichzeitig bietet die Lehre eine Plattform, um Forschungsergebnisse zu diskutieren. Von diesem dynamischen Austausch profitieren unsere Studierenden.“ Darin ist er sich mit Prof. Dr. Dr. Robert Rieg einig, der gemeinsam mit ihm den Forschungspreis 2024 der Hochschule Aalen erhalten hat. „Gute Forschung führt die Studierenden an eine kritische, faktenorientierte Denkweise heran, die nicht zuletzt auch der Herausbildung der Urteilsfähigkeit und der Selbständigkeit des Denkens dient“, betont Rieg. Das sei gerade im Anbetracht von Fake News und Populismus im digitalen Zeitalter wichtiger denn je.

Wie lassen sich Risiken im Voraus erkennen?

Rieg studierte Wirtschaftswissenschaften und promovierte an der Universität Hohenheim. Später habilitierte er sich an der Universität Sopron. Vor seiner Berufung auf die Professur für Controlling und Interne Unternehmensrechnung an die Hochschule Aalen (1999) arbeitete er mehrere Jahre als Controller sowie in einer Unternehmensberatung. Seine aktuellen Forschungsschwerpunkte konzentrieren sich auf die empirische Forschung zum Risikomanagement und zur Digitalisierung im Controlling. Mit welchen Methoden lassen sich Chancen und Risiken, mögliche Probleme oder Gefahren im Voraus erkennen, um entsprechende Maßnahmen zu planen? „Der angeschlagene Batteriehersteller Varta mit seinem Restrukturierungsvorhaben und dem potenziellen Einstieg von Porsche ist ein typischer Fall für Risikomanagement: Hier muss man zu einem Abgleich von Chancen und Risiken kommen – und daraus folgend zu einer Entscheidung, die sich rechtfertigen lässt“, erläutert der Wirtschaftswissenschaftler.

Tiefere Einblicke in Unternehmensstrukturen

Wie Unternehmen funktionieren, die Tragweite von Entscheidungsprozessen, wie Angebot und Nachfrage geregelt sind – das fand der gebürtige Stuttgarter, dessen Eltern eine Landwirtschaft betrieben haben, schon als Jugendlicher spannend. „Wenn man auf einem Hof aufwächst, sieht man den täglichen Wert der Arbeit“, sagt Rieg. In den Schulferien und später als Student arbeitete er bei großen Stuttgarter Unternehmen wie Bosch und Daimler – nicht nur um gutes Geld fürs Studium zu verdienen, sondern auch um tiefere Einblicke in Unternehmensstrukturen zu bekommen: „Ich bin ein sehr neugieriger Mensch, ich möchte Themen verstehen und hinterfragen.“ Dass er an der Hochschule Aalen Lehre und Forschung miteinander verbinden kann, ist für ihn sehr wichtig. „Es ist sehr bereichernd, durch eigene Forschung Unternehmensprozesse zu verbessern und damit auch ein bisschen den Fortschritt voranzutreiben“, sagt Rieg.

„Es ehrt uns, diesen Preis zu bekommen“

Dass sie jetzt mit dem Forschungspreis 2024 der Hochschule Aalen ausgezeichnet werden, freut die beiden Wirtschaftswissenschaftler sehr: „Es ehrt uns, diesen Preis zu bekommen – das bestätigt auch die Forschungsleistung in den Wirtschaftswissenschaften, die national und international anerkannt wird.“ Es sei toll, mit der Hochschule Aalen ein Umfeld zu haben, wo Forschungsaktivitäten geschätzt würden.