Energiekonzepte neu denkenVollbesetztes Audimax beim Vortrag von Prof. Timo Leukefeld an der Hochschule Aalen

Freuten sich über ein vollbesetztes Audimax: Hochschulrektor Prof. Dr. Harald Riegel, Norbert Saup von der OstalbBürgerEnergie-Genossenschaft, Referent Prof. Timo Leukefeld, Hans-Peter Weber, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Ostalb i.R. sowie Kurt Abele, aktueller Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Ostalb (v.l.n.r.). Foto: © Hochschule Aalen | Saskia Stüven-Kazi

Di, 05. März 2024

Dieser Mann trifft einen Nerv: Autarke Energiekonzepte für Gebäude standen im Mittelpunkt des Vortrags von Prof. Timo Leukefeld, zu dem rund 400 interessierte Besucherinnen und Besucher in das Audimax der Hochschule Aalen strömten. Zu der Veranstaltung gestern Abend hatten die OstalbBürgerEnergie eG, die VR-Bank Ostalb eG und die Hochschule Aalen eingeladen.

Intelligentes Verschwenden, statt blödes Sparen

Niedrige Zinsen, steigende Bau-, Betriebs- und Nebenkosten und ein Energiemarkt im Wandel – die Immobilienwirtschaft, aber auch „Häuslebesitzer“ und Mieter stehen vor großen Herausforderungen. Wie kann es in Zeiten der Energiewende und Ressourcenknappheit gelingen, Wohngebäude energetisch autark zu machen? „Intelligentes Verschwenden statt blödes Sparen“ lautete die provokante These von Prof. Timo Leukefeld. Der Energieexperte, Unternehmer und Dozent beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit nachhaltigen Energiekonzepten und der Wohnsituation in Deutschland. Seine Vision: ein vollständig CO2-freies Wohnen, das aber nicht von Verzicht geprägt ist.

Rohstoff Sonne

„Mit Angstmachen und Verboten wird die Energiewende nicht gelingen“, sagte Leukefeld mit Blick auf das Gebäudeenergiegesetz, das 2023 monatelang für kontroverse politische Debatten sorgte. „Man muss die Menschen mitnehmen, für neue Konzepte begeistern und ihnen dadurch Freude, Lebensqualität und Unabhängigkeit vermitteln. Dann kommt auch die Lust zu investieren“, ist sich der gelernte Heizungsbauer und Diplomingenieur sicher, der sich als Mittler zwischen Forschung, Entwicklung und dem Handwerk sieht. Leukefeld, der in einer Revierförsterei am Greifensteinwald aufgewachsen ist und das Thema Nachhaltigkeit sozusagen „mit der Muttermilch“ aufgesogen hat, entwickelte bereits 2010 das erste bezahlbare energieautarke Haus Europas. Es war der Grundstein für weitere Entwicklungen: Mit seinem Planungsbüro baut er inzwischen fast vollständig enttechnisierte energieautarke Häuser, die in ihrem Betrieb CO2-frei sind. Denn weniger Technik sei mehr, da Haus- und Heiztechnik im Vergleich zu früher nicht mehr so langlebig sei und die Instandhaltungskosten explodierten. Einer seiner Vorschläge ist das Heizen mit Infrarottechnik. „Das kostet nur einen Bruchteil im Vergleich zu anderen Heiztechniken und ist auch in vielerlei Hinsicht ökologischer. Vor allem in der Kombination mit Photovoltaik.“ Werden bislang hauptsächlich noch Wärme und Strom von außerhalb eingebracht, ist es das Ziel, dass die Gebäude der Zukunft ihren Energiebedarf selbst decken – basierend auf dem kostenfreien und krisensicheren „Rohstoff Sonne“. Zusätzlich könne mit dem selbst erzeugten Solarstrom noch ein Elektroauto betankt werden.

Energie-Flatrate

Leukefeld zeigte in seinem Vortrag neue Wege im Umgang mit Ressourcen und Energie: Weg von dem Verbrauch endlicher Rohstoffe hin zu einer zukünftigen Kultur des Gebrauchens. Nicht das schlechte Gewissen ist Dreh- und Angelpunkt seiner energetischen Konzepte, sondern die kluge Nutzung der zur Verfügung stehenden Ressourcen. Mit der Konsequenz, dass nicht Verzicht im Vordergrund steht, sondern intelligente Verschwendung. Darauf basiert auch seine Idee von der sogenannten „Energie-Flatrate“. Mehrfamilienhäuser, die auf dem von ihm entwickelten energieautarken Konzept beruhen, könnten den Bewohnern langfristig stabile und damit kalkulierbare Pauschalmieten mit einer Energie-Flatrate bieten, die neben Wärme und Strom auf E-Mobilität umfassen könne. „Unser Ziel muss leistbares und nachhaltiges Wohnen sein. Mit meinen Strategien möchte ich dazu beitragen, unsere Gesellschaft zukunftsfähig zu machen“, so Leukefeld.