Kommunale Wärmeplanung geht in die erste RundeRegionale Beratungsstelle vom Lehrstuhl Erneuerbare Energien der Hochschule Aalen organisierte Auftaktveranstaltung
Wie die in Gebäuden benötigte Heizwärme und die aus industriellen Prozessen entstehende Abwärme zur Lösung von Klima- und Energiekrise einen entscheidenden Beitrag leisten kann, war kürzlich Inhalt einer gut besuchten Informationsveranstaltung, die von der Hochschule Aalen organisiert worden war. Viele Städte und Gemeinden haben sich bereits für die Erstellung einer kommunalen Wärmeplanung in Ostwürttemberg entschieden.
Die Beratungsstelle zur Unterstützung der kommunalen Wärmeplanung Ostwürttemberg ist unter der Leitung des Stiftunglehrstuhls für Erneuerbare Energien an der Hochschule Aalen inzwischen erfolgreich etabliert. Und so nahmen zahlreiche Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, Klimaschutzmanagerinnen und -manager sowie andere kommunale Vertreterinnen und Vertreter, die sich mit dem Thema Energie in ihren Kommunen befassen, sowohl in Präsenz als auch online zugeschaltet im VfR Forum in Aalen teil, um sich umfassend zu informieren.
Klimaneutralität bis 2040
Die Klimaneutralität in Baden-Württemberg soll bis 2040 erreicht werden. Rund 50 Prozent der Energie bundesweit wird in Form von Wärme verbraucht: hauptsächlich für die Beheizung von Gebäuden. Eine Reduzierung und die weitgehend klimaneutrale Erzeugung dieser Wärmebedarfe stellt einen wesentlichen Teil der geplanten Maßnahmen dar. Aalen, Ellwangen, Schwäbisch Gmünd, Giengen und Heidenheim sind auf Grund ihrer Größe von über 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern zur sogenannten kommunalen Wärmeplanung sowieso gesetzlich verpflichtet.
Je nach Größe der anderen Gemeinden ist die Teilnahme dann freiwillig und/oder über Zusammenschlüsse mit weiteren sogenannten „Konvois“ möglich. Die vom Land Baden-Württemberg dafür bereitgestellten Fördergelder helfen bei Planung und Umsetzung. In 45 weiteren Kommunen Ostwürttembergs hat man sich – seit dem Auftakt des Förderprojektes im Frühjahr dieses Jahres, koordiniert von den Mitarbeitern am Lehrstuhl, Florian Schirle und Thomas Wolter – über den Gemeinderat bereits zur Teilnahme bekannt, oder ist im Begriff dies zu tun.
Im ersten Schritt ist man auf die Mitwirkung der Bürgerschaft wie auch der Unternehmen bei der Erhebung der notwendigen Daten angewiesen. Diese zeigen auf, welcher Energiebedarf zu decken ist, welche Abwärmequellen es gibt und wie sie genutzt werden können. Im zweiten Schritt zeigt eine Potenzialanalyse auf, wieviel Energie lokal durch erneuerbare Energien insgesamt erzeugt werden kann und wie die verschiedenen Energiequellen optimal aufeinander abzustimmen sind. So entsteht im dritten Schritt das Zielszenario der Versorgungsstruktur bis 2040. Erst der vierte führt dann zur Wärmewendestrategie mit den ganz konkreten erforderlichen Bau- und Konstruktionsmaßnahmen. Eile bei den Entscheidungen ist geboten, denn die Umsetzung zeitaufwendig. Und die Kapazitäten der Fachplanungs- und Ingenieurbüros sowie Energieexperten, die bei der Umsetzung mitwirken, sind häufig begrenzt.
Ostwürttemberg auf dem richtigen Weg
Bei der Auftaktveranstaltung klärte Holger Hebisch von der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) über seine Rolle in den Kommunen als Koordinator der regionalen Netzwerke auf. Netzbetreiber können eigens dafür geschaffene Gesellschaften wie beispielsweise die DiG[i]Komm sein, die Dienstleistungsgesellschaft für kommunale Aufgaben mbH der Stadt Giengen, wie Bernd Olschewski, der Leiter der Unternehmensentwicklung bei den Stadtwerken Giengen, in seiner Präsentation aufzeigte. Unterstützung und Hilfe gibt es auch vom Kompetenzzentrum Abwärme von der Landesagentur für Umwelttechnik und Ressourceneffizienz Baden-Württemberg mit Sitz in Stuttgart. Dieses kooperiert wiederum eng mit der KEA-BW und bietet Information, Suche nach passenden Förderprojekten, die Initiierung von konkreten Projekten sowie Vernetzung und Hilfestellung. Keinen Hehl aus den gesellschaftlichen Veränderungen, die die kommenden Jahre mit sich bringen, machte Sebastian Meier, technischer Vorstand der EnBW ODR, der ebenfalls auf die gebotene Eile hinwies. Es würde sich anbieten, beim Ausbau von Wärmenetzen auf kommunaler Ebene gleich Synergien mit anderen wichtigen Zukunftsthemen zu schaffen, beispielsweise mit dem ohnehin anstehenden Breitbandausbau. KEFF+, das Förderprojekt, das kleinen und mittleren Unternehmen den Weg in die Klimaneutralität in den Bereichen Energie- und Ressourceneffizienz aufzeigt, wurde von den KEFF+ Moderatoren Franziska Riek und Georg Krämer umfassend vorgestellt.
Die ersten Kommunen starten durch
Prof. Dr. Martina Hofmann, Inhaberin des Lehrstuhl Erneuerbare Energien an der Hochschule Aalen, an dem auch KEFF+ und das Photovoltainetzwerk [SF1] angesiedelt ist, zeigt sich zufrieden mit dem Ergebnis der bisherigen Arbeit und der Resonanz auf die Veranstaltung: „Ostwürttemberg hat sich nun auf den Weg in Richtung Klimaneutralität gemacht. Gerade im Bereich Wärmeplanung eine gewaltige Aufgabe, zumal keine zwei Gemeinden die gleichen Voraussetzungen haben. Aber es ist zu schaffen, wie der erste bewilligte Konvoi von Heubach, Mögglingen, Böbingen und Hermaringen belegt.“