Hochschulen sind Kraftzentren der RegionLandkreis stellt „Hochschulstrategie Ostalbkreis 2030“ vor

Jetzt veröffentlicht: die Studie "Hochschulstrategie 2030".

Mi, 13. April 2016

Der Wettbewerb um Studieninteressierte und Fachkräfte wird in Zukunft zunehmen. Insbesondere ländliche Räume sind davon betroffen. Um frühzeitig darauf zu reagieren, initiierte der Landkreis einen engen Dialog mit Vertretern von Wirtschaft, Politik und Verbänden. Die Hochschulen der Region spielen bei der Bewältigung zukünftiger Herausforderungen eine wichtige Rolle. Der Ostalbkreis beauftragte die Hochschule Aalen daher, in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule und der Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd eine „Hochschulstrategie Ostalbkreis 2030“ zu erarbeiten. Diese wurde jetzt im Aalener Landratsamt vorgestellt.

An den drei Hochschulen im Ostalbkreis sind etwa 9.000 Studierende eingeschrieben. Zu einem großen Teil kommen diese aus der Region. „Hochschulen sind heute mehr als früher wichtige Bestandteile der Infrastruktur einer Region und ein entscheidender Standortfaktor“, erklärt Prof. Dr. Gerhard Schneider, Rektor der Hochschule Aalen. Sie qualifizieren akademische Fachkräfte für das regionale Beschäftigungssystem und sind Magnete für Studieninteressierte und Hochqualifizierte von außerhalb der Region. Im Rahmen von Forschungsaktivitäten, häufig in enger Kooperation mit Unternehmen, erarbeiten die Hochschulen Lösungen für wichtige Fragen der Zukunft, sei es zum Thema digitale Vernetzung, Nachhaltigkeit oder Gesundheit. Hochschulen sind daher Kraftzentren der Region“, so Landrat Klaus Pavel.

Wie sind der Kreis und die Region Ostwürttemberg gemessen an den vorhandenen Hochschulangeboten und Forschungseinrichtungen auf die Zukunft vorbereitet? Dieser Frage geht die Studie „Hochschulstrategie Ostalbkreis 2030“ nach. Auf Grundlage einer breit angelegten Analyse der aktuellen Situation bezüglich akademischer Bildung und Forschung im Landkreis wurden Handlungsempfehlungen zur nachhaltigen Stärkung des Hochschulstandortes erarbeitet.

Die Studie identifiziert zunächst die für die akademische Bildung und Forschung in der Region relevanten Trends. Von großer Bedeutung für die Region Ostwürttemberg ist in Zukunft der demographische Wandel. Berechnungen im Rahmen der Studie ergeben, dass die Altersgruppe der potentiell Studieninteressierten bis 2030 um 20 Prozent zurückgeht. Die demographische Entwicklung wird bereits heute von der Abwanderung insbesondere junger Menschen in Ballungszentren verschärft. Durch die globale Vernetzung verändern sich die Anforderungen an die Fachkräfte. Hier sind auch die Hochschulen gefragt, indem sie ihre Studierenden beispielweise auf eine Tätigkeit in kulturell gemischten Teams vorbereiten. Ein weiterer Trend ist die zunehmende Digitalisierung. Die digitale Vernetzung durchdringt alle Bereiche, vom Individuum bis zu großen Unternehmen. Hier gilt es für die regionale Wirtschaft vor allem im weltweiten Wettbewerb um Innovation, eine gute Position auch in Zukunft zu sichern. Für Ostwürttemberg mit seiner stark industriegeprägten Wirtschaft müssen verstärkt Themen der Nachhaltigkeit in der Produktentwicklung und Produktion berücksichtigt werden. Schließlich wird sich die zunehmende Alterung der Bevölkerung auf den Bedarf an Fachkräften im Gesundheits- und Pflegebereich auswirken.

Die Hochschulen in der Region Ostwürttemberg spielen bereits heute eine wichtige Rolle bei der Bewältigung dieser Herausforderungen. Dennoch bedarf es einer weiteren deutlichen Stärkung der akademischen Bildung und Forschung in der Region, um die Zukunftsfähigkeit sicherzustellen - so das zentrale Ergebnis der Studie „Hochschulstrategie Ostalbkreis 2030“.

Die Studie analysiert die landesweite Verteilung mit schulischer und akademischer Infrastruktur im Land. Sie stellt dar, dass mit zunehmendem Bildungsniveau das Ungleichgewicht zwischen dem Westen und dem Osten des Landes zunimmt. Sind die Schülerzahlen an allgemein bildenden Schulen und an Berufsschulen landesweit pro Kopf der Bevölkerung ausgeglichen, gibt es zweieinhalbmal mehr Studienplätze, wenn man von Stuttgart aus nach Westen geht als im östlichen Teil von Baden-Württemberg. Im Bereich der Forschung ist das Ungleichgewicht noch größer. So gibt es im westlichen Landesteil deutlich mehr Doktoranden und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen pro Kopf der Bevölkerung. Und dies trotz einer am Steueraufkommen gemessenen ausgeglichenen Wirtschaftsleistung pro Kopf.

Was das Studienangebot angeht, fehlt es in der Region Ostwürttemberg an universitären Studiengängen. Auch für Studieninteressierte in den Bereichen Gymnasiallehramt oder Rechts- und Geisteswissenschaften gibt es in der Region keine Studienmöglichkeit. In anderen Fächern, wie beispielsweise den Sozialwissenschaften, gibt es nur sehr wenige Plätze. Das Studienangebot deckt die Studieninteressen in der Region nicht ab. Die Folge ist eine Abwanderung von jungen Menschen, insbesondere von studieninteressierten Frauen.

Vor diesem Hintergrund empfiehlt die Studie eine thematische Verbreiterung des Studienangebots. Insbesondere sollen attraktive Studienangebote für Frauen geschaffen werden. Im Bereich der Forschung wird die Einrichtung von Forschungsinstituten nahegelegt, die gesellschaftlich relevante Zukunftsthemen bearbeiten. Ohne wissenschaftlichen Nachwuchs ist Forschung nur eingeschränkt möglich. Daher sollen die Rahmenbedingungen für zukünftige Wissenschaftler verbessert werden. Hochschulen sind ein hervorragender Nährboden für innovative Geschäftsideen. Zukünftig müssen die Gründerkultur an den Hochschulen im Kreis noch stärker gefördert und Ausgründungen aus den Hochschulen gezielt unterstützt werden. Nur so gelingt ein lebhafter Wissenstransfer zwischen Hochschulen, Wirtschaft und Gesellschaft.

Die Studie dürfte auch in Stuttgart große Beachtung finden, denn eines ist klar: Ohne die Unterstützung des Landes wird der Hochschulstandort Ostwürttemberg nicht nachhaltig gestärkt werden können.

Info:

Auf der Grundlage eines Kreistagsbeschlusses beauftragte der Ostalbkreis die Hochschule Aalen im Juni 2014 mit der Koordination der Studie „Hochschulstrategie Ostalbkreis 2030“. In enger Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd und der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd erarbeitete ein Projektteam an der Hochschule Aalen die jetzt vorliegende Studie. Entscheidungsträger aus dem Landkreis wurden im Rahmen einer Diskussionsrunde im April 2015 in die Studie einbezogen. Weitere Expertinnen und Experten aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Bildung und Kultur wurden von der imakomm AKADEMIE GmbH zu ihrer Einschätzung der akademischen Bildung und Forschung im Kreis befragt.

Die Studie steht zum Download unter www.ostalbkreis.de im Newsroom bei den Pressemitteilungen zur Verfügung.