Vom Techniker zum Ingenieur – in nur fünf SemesternTechniker schließen ihr verkürztes Studium an der Hochschule Aalen ab

Der erste Jahrgang des Studiengangs „Mechatronik kompakt durch Anerkennung“ an der Hochschule Aalen.

Mi, 16. März 2016

Durch die Bologna-Reform durchläuft die Bildungswelt noch immer einen tiefgehenden Wandel. Um dem steigenden Fachkräftebedarf und dem demografischen Wandel entgegenzutreten, entstehen neue berufsbegleitende und flexible Studienangebote für Studieninteressierte mit Berufserfahrung. Eine Anrechnung von beruflich erworbenen Kompetenzen auf ein Studium ermöglicht die Förderung individueller Bildungsbiografien.

„Ohne die Verkürzung des Studiums durch die Anrechnung meiner beruflich erworbenen Kompetenzen hätte ich nicht studiert“, ist sich der frischgebackene Mechatronik-Absolvent Christoph Herrmann sicher. Er ist einer der acht ersten Absolventen des Modellstudiengangs „Mechatronik kompakt durch Anerkennung“ (MekA) an der Hochschule Aalen, der im Wintersemester 2013/14 anlief. Mit diesem speziellen Modell wird es Inhabern der beruflichen Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker in den Fachrichtungen Maschinentechnik oder Mechatronik ermöglicht, durch Anrechnung der bereits erworbenen Kompetenzen in nur fünf statt sieben Semestern einen vollwertigen Bachelor-Abschluss zu erreichen.

Die Idee zu diesem Projekt kam von der Privaten Fachschule Erfurt und wurde in Aalen von Prof. Dr. Ulrich Schmitt aufgegriffen. Der Ingenieurpädagoge Hannes Ihring untersuchte in seiner von Ulrich Schmitt betreuten Masterarbeit das Anrechnungspotential von Technikern auf den Studiengang Mechatronik. Im Gespräch mit Kollegen, Fachschulen und Fachschülern kristallisierte sich heraus, dass durchaus Potenzial und auch Interesse seitens der Fachschüler an einer verkürzten Studienmöglichkeit besteht.

Die Fachschule Technik in Nördlingen hat durch ihren Schulleiter Martin Neumann und Raimond Eberle, den Leiter der Technikerschule, das Vorhaben von Anfang an unterstützt. Zehn von elf Studierenden sind im Gründungsjahrgang aus Nördlingen. An der Hochschule Aalen fiel die erste Gruppe von elf Technikern prompt in den Vorlesungen auf – und zwar positiv. „Kollegen und auch ich stellten relativ schnell eine positive Unruhe in den Vorlesungen fest. Diese Gruppe beteiligt sich stärker in den Vorlesungen, geht gestellte Übungsaufgaben direkt an und reißt die anderen Studierenden mit“, freut sich Ulrich Schmitt.

Auch der Notendurchschnitt der inzwischen insgesamt 20 „MekAs“ fällt im Vergleich zu den regulären Mechatronik-Studierenden gut aus: Sie zählen zu den Besten des Jahrgangs. Die ersten Acht haben nun ihr Studium nach fünf Semestern in Regelstudienzeit erfolgreich abgeschlossen. Besonders erfreulich ist, dass es bisher zu keinem Studienabbruch kam. Auch die Rückmeldungen von Firmenbetreuern bei der Abschlussarbeit sind durchweg positiv: Besonders die große Selbstständigkeit und die unmittelbare Umsetzbarkeit der Ideen und Entwürfe werden von den Firmen sehr geschätzt.

Einer der Absolventen macht nun sogar noch weiter. Er startete im Sommersemester im Masterstudiengang „Mechatronik / Systems Engineering“ an der Hochschule Aalen. Die anderen Absolventen kehren in die Industrie zurück und übernehmen Aufgaben in der mittleren Führungsebene.

Für interessierte Techniker/innen:

Aktuell kooperieren die Private Fachschule Erfurt, die staatlichen Fachschulen Aalen, Heidenheim (Heid-Tech) und Nördlingen, die Max-Eyth-Schule (Gewerbliche Schule) Kirchheim unter Teck und die Maschinenbauschule Ansbach mit der Hochschule Aalen. Voraussetzung ist der Abschluss als staatlich geprüfter Techniker Mechatronik, Maschinentechnik oder Maschinenbautechnik. Der Studiengang startet jeweils im Wintersemester, die Bewerbung muss bis zum 15. Juli des jeweiligen Jahres eingereicht werden.

Weitere Informationen bekommen Sie hier oder bei Prof. Dr. Ulrich Schmitt (Ulrich.Schmitt@hs-aalen.de).