Neuer Studiengang Wirtschaftsrecht erfolgreich gestartet Studierende der Hochschule Aalen erleben Recht unmittelbar

„Fenster zur Praxis“: Studierende des Studiengangs „Wirtschaftsrecht“ an der Hochschule Aalen konnten erleben, wie Recht nicht nur gelehrt, sondern gelebt wird. Foto: © Hochschule Aalen | Jasmina Metzger

Fr, 05. Dezember 2025

Seit dem Wintersemester 2025/2026 bereichert der Studiengang Wirtschaftsrecht das vielfältige Studienangebot der Hochschule Aalen. Der Start ist gelungen: Eine große Zahl Erstsemester hat das Studium aufgenommen und bereits Erfahrungen gesammelt, die über theoretische Wissensvermittlung hinausgehen. Ziel ist es, Expertinnen und Experten an der Schnittstelle von Wirtschaft und Recht auszubilden und ihnen ein Studium zu bieten, das wissenschaftliche Tiefe mit unmittelbarer Praxis verbindet. Erste Eindrücke aus der Praxis konnten die Studierenden nun am Aalener Amtsgericht gewinnen.

Ein besondere Gelegenheit bot sich den angehenden Wirtschaftsjuristinnen und -juristen, die zum Wintersemester ihr Studium an der Hochschule Aalen aufgenommen hatten, kürzlich im Rahmen der Vorlesung „Grundlagen des Rechts“. Anstelle einer üblichen Lehrveranstaltung im Hörsaal stand ein Besuch im Amtsgericht Aalen an. Für 35 Studierende öffnete sich damit beim Veranstaltungsformat „Fenster zur Praxis“ nicht nur ein Fenster, sondern sprichwörtlich Tür und Tor für die angewandte Rechtswissenschaft. Sie nahmen an einer Sitzung des Schöffengerichts teil und konnten beobachten, wie rechtliche Grundlagen nicht nur diskutiert, sondern konsequent angewendet werden. Die Atmosphäre im Gerichtssaal war für viele neu und intensiv. Wo sonst Paragrafen strukturiert und analytisch im Vorlesungskontext behandelt werden, trafen die Studierenden auf reale Entscheidungen mit echten Konsequenzen.

Die Eindrücke des Tages waren vielfältig. Besonders greifbar wurde die Bedeutung von Beweisführung, Argumentation und richterlicher Entscheidungsfindung. Studentin Nursel Orgo schildert: „Am meisten überrascht hat mich heute, welche zentrale Rolle die Beweislast im Strafverfahren spielt. Obwohl der erste Eindruck klar gegen den Angeklagten zu sprechen schien, reichten die Beweise letztlich nicht aus. Der Freispruch hat mich ehrlich gesagt wirklich überrascht und auch nachdenklich gemacht.“ Damit zeigt sich, dass juristische Urteile nicht von Intuition oder ersten Eindrücken getragen werden, sondern auf klarer Prüfung und gründlicher Abwägung basieren. „Genau diese Differenz zwischen Wahrnehmung und Realität macht den direkten Praxisbezug im Studium wertvoll. Lerninhalte erhalten in solchen Momenten Tiefe, greifbare Relevanz und eröffnen ein Verständnis dafür, wie Recht tatsächlich wirkt“, erklärt Prof. Dr. Jürgen Strauß, Studienkoordinator im Studiengang „Wirtschaftsrecht“.

Für die Lehrenden ist der Gerichtstermin ein Baustein auf dem Weg zu reflektierter Berufsorientierung. „Begegnungen dieser Art stärken Wahrnehmung, Verantwortung und kritisches Denken. Studierende gewinnen Einblick in die Arbeitsweise der Praxis und erleben die Tragweite juristischer Entscheidungen“, so Strauß weiter. Das neue Studienangebot „Wirtschaftsrecht“ setzt damit früh auf Erfahrungslernen. Der erfolgreiche Start des Studiengangs zeigt, dass die Verbindung aus fundierter Theorie und gelebter Praxis an der Hochschule Aalen nicht nur möglich ist, sondern begeistert angenommen wird.

Besonders intensiv nahmen die Studierenden die Detailtiefe der Verhandlung wahr. Nach der Gerichtsverhandlung zeigt sich Stefan Scheurer beeindruckt und fasst zusammen: „Am interessantesten fand ich, wie ausführlich der Richter auf die Beweise einging, alle Sachverhalte noch einmal prüfte und die Zeugen zu allen Kleinigkeiten befragte. Das war meine erste echte Gerichtsverhandlung. Sonst kennt man so etwas nur aus Filmen, und die Art und Weise ist schon sehr unterschiedlich im Vergleich zum realen Leben.“