Studierende auf eine digitale Zukunft vorbereitenGroße Resonanz auf Online-Konferenz „HAWAII“ zur Künstlichen Intelligenz in der Hochschullehre

Wenn Studierende mit Bildgeneratoren experimentieren, dann können auch mal ein paar KI-Kommilitonen mit in den Vorlesungen von Prof. Dr. Constance Richter, Prof. Dr. Holger Schmidt und Dr. Martin Franzen (v.l.) sitzen – wie hier generiert vom User Experience-Studenten Peter Munz. Foto: © Hochschule Aalen | Peter Munz (KI-generiert)
Von virtuellen Lernassistenten über Bildgeneratoren bis hin zu adaptiven Lernplattformen: Künstliche Intelligenz (KI) hält Einzug in die Hochschullehre. Sie eröffnet bislang ungeahnte Möglichkeiten, bringt aber auch neue Herausforderungen und Aufgaben für Lehrende und Hochschulen mit sich. In diesem Spannungsfeld bewegte sich auch die Online-Konferenz „HAWAII“ zu KI in Studium und Lehre, initiiert von den 24 Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg (HAW BW). Mitorganisiert wurde die Veranstaltung mit über 1.500 Teilnehmenden von Dr. Martin Franzen, der als Digital Learning Manager der Hochschule Aalen innovative Lehr- und Lernkonzepte vorantreibt.
„Eine neue Kulturtechnik, die erlernt werden muss.“
„Die rasante Weiterentwicklung generativer KI wirbelt auch die Hochschullehre ganz schön durcheinander“, stellt Dr. Martin Franzen fest. Ob Lehr- und Lernprozesse, Prüfungsformen oder Forschungsmethoden – die Qualifizierung der Studierenden, die Rolle der Lehrenden und letztlich auch die Erwartungen der Unternehmen an die Absolventinnen und Absolventen wandele sich nachhaltig. „Diese Entwicklung innovativ, verantwortungsvoll und zukunftsgerichtet mitzugestalten, ist eminent wichtig“, betont Franzen und fügt hinzu: „Wir kommen – grob vereinfacht gesprochen – vom Rechenschieber über den Taschenrechner, den Computer und der Suchmaschine jetzt zur KI. Es ist eine neue Kulturtechnik, die erlernt werden muss.“
Beeindruckender Start
Um anhand von konkreten Praxisbeispielen die Vielfalt an Einsatzmöglichkeiten und den konstruktiven Umgang von KI in einer zeitgemäßen Hochschullehre an den HAW BW aufzuzeigen, habe man die HAWAII-Konferenz ins Leben gerufen. „Die größte Konferenz, die es in Baden-Württemberg in diesem Bereich bislang gab“, sagt Mitorganisator Franzen nicht ohne Stolz. Die einwöchige Konferenz hatte einen beeindruckenden Start: Bereits in den ersten drei Tagen nahmen rund 900 Personen aus dem gesamten DACH-Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) teil. Insgesamt hatten sich über 1.500 Interessierte für die Veranstaltung registriert, die ein breites Themenspektrum rund um den Einsatz von KI in Studium und Lehre bot. Schwerpunkte waren beispielsweise KI und wissenschaftliches Arbeiten, Förderung von KI-Kompetenzen bei Studierenden und kritischer Umgang mit KI. Alle 24 Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg waren mit Vorträgen vertreten, darunter auch die Hochschule Aalen.
Großes Engagement der Hochschulen für angewandte Wissenschaften
Über 70 Beiträge stammten von Lehrenden, Studierenden, Promovierenden und Forschenden und boten ein eindrucksvolles Bild für das Engagement der Hochschulen für angewandte Wissenschaften sowie die Vielfalt und den Austausch innerhalb der „Community“. Auch Hochschulrektor Prof. Dr. Harald Riegel freut sich über die große Resonanz auf die Online-Konferenz: „Künstliche Intelligenz ist ein zentrales Zukunftsthema. Sie wird alle Bereiche verändern, in denen Daten eine Rolle spielen. Das ist inzwischen fast überall der Fall. Darauf wollen wir unsere Studierenden vorbereiten.“
Lernprozesse sinnvoll ergänzen
Von der KI als „Querschnittskompetenz“ spricht Prof. Dr. Constance Richter, die zu den Vortragenden auf der Konferenz gehörte und die sich als Professorin im Studienbereich Human Centricity an der Hochschule Aalen schon lange intensiv mit E-Learning und Künstlicher Intelligenz auseinandersetzt. Für sie ist KI nicht nur ein Tool, sondern auch Experiment und Diskurs. „Ich lerne nicht für, sondern mit den Studierenden – und werde so selbst zur Co-Explorerin“, sagt Richter. „Unsere Aufgabe als Lehrende ist es, auf dem Stand der Technik zu bleiben und KI aktiv in der Lehre einzusetzen. Denn KI betrifft jedes Fach.“ Das findet auch ihr Kollege Prof. Dr. Holger Schmidt. Der Mechatronik-Professor und Didaktik-Beauftragte der Hochschule Aalen sieht in der KI eine tolle Unterstützung, Lerninhalte aktuell zu halten und Lernbarrieren abzubauen. „Sie soll Lernprozesse sinnvoll ergänzen, nicht ersetzen. Wenn ein Student beispielsweise in der Vorlesung etwas nicht verstanden hat, sich aber vor den Mitstudierenden nicht traut, nachzufragen, kann er das KI-gestützt nacharbeiten oder sich entsprechende Übungsaufgaben personalisieren lassen. Das ist doch super!“, sagt Schmidt begeistert.
Hochschullehre der Zukunft wird auch mithilfe der KI gestaltet werden
Und für Dr. Martin Franzen ist nach der Konferenz sozusagen vor der Konferenz: Gemeinsam mit Prof. Dr. Anselm Knebusch von der Hochschule für Technik Stuttgart veranstaltet er am 23. Oktober 2025 an der Hochschule Aalen einen Workshop zum Thema KI in der Mathematiklehre. „Auch der Lehrbereich Mathematik verändert sich durch die KI rasant – von automatisierten Tutorensystemen bis hin zu personalisierten Lernumgebungen. Wir möchten herausarbeiten, wie der Einsatz von KI sinnvoll gestaltet werden kann, ohne die fachliche Tiefe zu gefährden. Denn eines ist sicher: Die Hochschullehre der Zukunft wird auch mithilfe der KI gestaltet werden.“