In Armenien daheim und jetzt in Aalen zuhauseHasmik Kalashyan studiert und arbeitet seit einem Jahr an der Hochschule Aalen

Aalener Willkommensgrüße der Buddy-Partnerin, die Hasmik Kalashyan seit der Ankunft mit Rad und Tat zur Seite stand. Foto: © Hasmik Kalashyan
Wer über den Campus der Hochschule Aalen schlendert, wird viele Wortfetzen in anderen Sprachen aufschnappen – beispielsweise Georgisch, Englisch, Arabisch oder Nepali. Denn schließlich kommen viele der Studierenden aus der ganzen Welt. Sie alle erwecken den internationalen Campus zum Leben und sorgen für eine kosmopolitische Atmosphäre. Die Hochschule pflegt intensive Beziehungen zu weit über 130 Partnerhochschulen. In einer losen Serie stellen wir die inspirierenden Geschichten von Studierenden unserer Partnerhochschulen vor, die sich entschieden haben, ihre akademische Reise an der Hochschule Aalen fortzusetzen – diesmal mit Hasmik Kalashyan aus Armenien.
Als Hasmik Kalashyan gleich zu Beginn ihres Auslandssemesters an der Hochschule Aalen in einem Seminar eine Videosequenz auswerten soll, in der die Protagonisten sich auf Schwäbisch unterhalten, fällt sie zunächst aus allen Wolken und lacht: „Ich habe überhaupt kein Wort verstanden und mich gefragt, wie ich das schaffen soll, wenn alle nur Schwäbisch sprechen.“ Gutes Hochdeutsch, das sie bereits in der Schule lernte, spricht die junge Frau jedoch schon lange und arbeitete bereits remote von Armenien aus als Account Managerin für diverse deutsche Unternehmen. Dort studiert sie Public Administration an der Yerevan State University, einer Partneruniversität der Hochschule Aalen. Jerewan, eine der ältesten Städte der Welt, die 800 v. Chr. gegründet wurde, liegt unweit der Grenze zur Türkei und ist heute das wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Zentrum Armeniens. Jerewan beherbergt als Hauptstadt mit über einer Million Menschen ein Drittel der Einwohner des Landes.
Von der Kaukasusregion auf die Ostalb
Seit einem Jahr studiert die Austauschstudentin nun in Aalen – darunter ein Semester International Sales Technology und aktuell Internationale BWL. Nach der Abgabe der Bachelor-Thesis in Jerewan im kommenden Frühling will sie dann ab Juni in Aalen gleich weiter mit dem Masterstudium durchstarten. Eigentlich war es für Hasmik Kalashyan undenkbar, ihre Heimat zu verlassen und ihr Glück in der Fremde zu suchen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich hier ein neues Leben beginne, weil ich mit meiner Familie sehr verbunden bin. Besonders mein Vater, der schon in München und Speyer gewohnt hat, hat mir zum Studium in Deutschland geraten. Das war echt ein Gamechanger!“ Ganz verzichten muss die 22-Jährige auf ihre Familie aber nicht – neben Besuchen ihrer Eltern sieht sie mehrfach im Monat ihre Schwester, die in Frankfurt am Main studiert.
Freundlicher Empfang
„Als ich das erste Mal in Aalen unterwegs war, haben mich viele Leute auf der Straße gegrüßt. Einfach so, ohne mich zu kennen. Das gibt es bei uns zuhause nicht“, lacht die Armenierin, die gleich an der Aalener Innenstadt Gefallen fand, weil diese im Gegensatz zur Metropole Jerewan klein aber fein und dabei vielfältig und freundlich sei. Ihr Lieblingscafé ist das Podium am Marktbrunnen, wo man den besten Blick auf das bunte Treiben in Zentrum hat und außerdem eine leckere Brezel genießen kann, die mittlerweile zur absoluten Leibspeise der Studentin zählt. Hasmik Kalashyan nahm auch am Buddy-Programm des Akademischen Auslandsamtes der Hochschule teil, bei dem internationalen Neuankömmlingen einheimische Studierende an die Seite gestellt werden. „Meine Buddy-Partnerin hat mich mit einem Aalener Spionle mit der Aufschrift ‚Welcome to Aalen‘ empfangen und mir bei allem sehr geholfen. Wir treffen uns immer noch regelmäßig“, strahlt Kalashyan, die in einem großen Wohnheimkomplex unterhalb der Hochschule, genannt „the Tower“, wohnt und neben dem Trubel mit den vielen internationalen Mitbewohnern auch ruhige Spaziergänge im Rohrwang direkt vor ihrer Haustüre zu schätzen weiß.
Bestens an der Hochschule angekommen
Mittlerweile arbeitet die 22-Jährige sogar als „Student Assistant“ im International Center der Hochschule Aalen, wo sie andere Austauschstudierende betreut und ihnen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite steht. Mit ihrem Studium ist sie sehr zufrieden, so schätzt sie besonders die tolle Betreuung in kleinen Seminargruppen sowie den klaren Fokus auf die Praxis anstatt auf bloßer Theorie, was beim Start ins Berufsleben ein nicht zu unterschätzender Vorteil sei. In der Zukunft möchte Hasmik Kalashyan im Bereich Marketing arbeiten. Auf jeden Fall in Deutschland, und auch Aalen ist für sie definitiv eine Option. Auf die Frage, ob sie denn mittlerweile Schwäbisch verstehe, antwortet sie grinsend: „A bissle“, und fügt hinzu: „Der Professor, der mir in meinem ersten Seminar an der Hochschule den Film auf Schwäbisch gezeigt hat und meine Reaktion bemerkte, verabschiedet mich seither immer mit ‚Tschüssle‘.“