Die richtige Brille – Lebensqualität und LuxusAugenoptik/Optometrie-Studierende der Hochschule Aalen versorgen Geflüchtete

Die Augenoptik/Optometrie-Studentin Ruba passt einem Geflüchteten eine Brille an. © Hochschule Aalen

Mo, 15. April 2024

Kürzlich besuchten Augenoptik/Optometrie-Studierende der Hochschule Aalen die Ellwanger Landeserstaufnahmestelle, um Geflüchteten mit Sehschwierigkeiten zu helfen. Der Bedarf war groß und somit hatten die Studierenden einiges zu tun. Sven Krieg, Fachbereichsleiter der Verfahrens- und Sozialberatung: „Wer vor Krieg und Verfolgung flüchten muss, hat nicht die Zeit, um sich vorher noch eine neue Brille anpassen zu lassen.“ Die Fluchtgeschichten sind von Entbehrungen und Verlust geprägt. Flüchtlingsrouten sind gefährlich, wer sich hier bewegt, ist froh, am Leben zu bleiben, denn auf diesen Straßen und Wegen gilt das Recht des Stärkeren. Wer eine Brille mit minus 14 Dioptrien hat, aber eine mit minus 18 braucht, der trägt ein großes Handicap mit sich herum.

Hinzu kommen die finanziellen Grenzen der Geflüchteten. Sie erhalten weniger als das Bürgergeld und anteilig nochmals weniger, wenn sie in der LEA wohnen und dort versorgt werden. Ein Besuch beim Optiker ist daher teuer. Unter die bezahlte Gesundheitsversorgung fallen neue Brillen auch nicht, da den Geflüchteten in den ersten drei Jahre nur eingeschränkte medizinische Versorgung gewährt wird. Dazu zählen Behandlungen, die nötig sind, um akute Schmerzen zu lindern oder um eine Verschlechterung des Gesundheitszustands zu verhindern. Die richtige Brille ist also für Geflüchtete ein Luxus.

Eine Herausforderung stellte die Kommunikation mit den Menschen aus Syrien, Palästina, Nigeria und anderen Ländern dar. Denn nicht für jede Sprache stehen in der LEA Sprachmittler oder Dolmetscher bereit. Abhilfe schafften Übersetzungs-Apps auf dem Smartphone. Die Refraktionen wurden mit Landoltringtafeln - ein Kreis mit verschieden geöffneten Stellen - durchgeführt, um die Kommunikation zu vereinfachen. Rund 45 Minuten dauert es von der ersten Messung der Sehstärke bis zur fertig angepassten Brille. Das Team der Hochschule Aalen schafft an diesem Tag, rund 40 Kunden eine neue Brille anzupassen und damit Lebensqualität zu schaffen.

Unterstützt wurde die Aktion der Hochschule von Optikern, die dem Studiengang regelmäßig Brillenfassungen spenden. Die nötigen Linsen stellt die Deutsche Augenoptik AG kostenlos her.

Die Aktion der Hochschule Aalen ist nicht nur für die Geflüchteten ein großes Plus. Auch die Studierenden erleben damit den Kundenumgang von Beginn an – vom ersten Befund am Screeninggerät, über Fraktionieren an der Tafel bis zur Anpassung der Brille. Damit kommen sie in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen und technischen wie gesundheitlichen Herausforderungen und können ihre erlernten Fähigkeiten sowie Soft skills erproben.