Design bringt Menschen zusammenRalph Heinsohn ist neuberufener Professor für Audiovisuelle Medien

Mit dem neuen "Mediendom" in die Zukunft: Ralph Heinsohn verbindet Technik und Gestaltung und erreicht damit Menschen. | Foto: privat

Di, 21. März 2023

Ein Mittel, um nicht nur ästhetisch zu visualisieren, sondern auch Menschen in Kommunikation zu bringen: Design. Ralph Heinsohn ist neuberufener Professor für Audiovisuelle Medien im Studienbereich Human Centricity an der Fakultät Optik und Mechatronik und Leiter des Medienzentrums der Hochschule Aalen. Der 47-jährige gebürtige Lübecker studierte in Mannheim und Kiel Kommunikationsdesign. „Damals konnte ich mich noch nicht eindeutig festlegen, in welche Richtung es beruflich gehen soll. Ich wollte Ideen visualisieren, über Gestaltung Menschen in Verbindung bringen“, erklärt Heinsohn. An der FH Kiel war zu der Zeit gerade ein „Mediendom“ in Planung. Ihm war unmittelbar klar, dass hier ein Möglichkeitsraum entstand, mit dem er sich im Rahmen seiner Diplomarbeit an der Muthesius Kunsthochschule auseinandersetzen wollte. Sein Ziel war es, neue Anwendungsszenarien für die neue Technologie zu entwerfen – passend zur künftigen Tätigkeit an der Hochschule Aalen. Bei einem „Mediendom“ handelt sich um eine kugelförmige Leinwand, die digital bespielt wird. Die Kuppelprojektionstechnik wurde bis dahin ausschließlich für astronomische Darstellungen genutzt. Heinsohn: „Ich brachte das Planetarium gemeinsam mit einem Kommilitonen in Verbindung mit der Kulturszene. Dadurch wurden ganz neue Formate und Darstellungen möglich.“

In Hamburg gründete er schließlich die Agentur „Tilt Design Studio“, spezialisiert auf Web, Corporate und Motion Design und immersive Medienproduktion. Immersiv – das bedeutet, in audiovisuelle Umgebungen einzutauchen, die die Grenzen des menschlichen Wahrnehmungsapparats, wie z. B. das begrenzte Sichtfeld unserer Augen hinausgehen. „Insbesondere an diesem Thema wollte ich weitermachen“, sagt Heinsohn zu dem zu diesem Zeitpunkt noch wenig bearbeiteten Thema in Deutschland.

Ab 2016 arbeitete er rund sechs Jahre als Leiter der Sektion „Immersive Medien / 360 Grad“ bei den Nordischen Filmtagen Lübeck, einem der weltweit ältesten Filmfestivals mit Schwerpunkt auf Filmen aus den nordischen und baltischen Ländern: „Hier baute ich mit einer mobilen Kuppel als „Fulldome-Kino“ eine neue Festivalsektion für immersive Medien auf und kuratierte neueste Werke aus den nordischen und baltischen Ländern.“

Neben dem Festivalsektor nutze er die immersiven Medien in Medienproduktionen zur Wissenschaftkommunikation wie z. B. für die Volkswagen-Stiftung Hannover oder das Helmholtz-Zentrum für Material- und Küstenforschung. „Die 360-Grad-Produktionen geben einem breiten Publikum einen verständlichen Zugang zur Forschung und machen Lust auf Wissenschaft“, so Heinsohn. Seine Produktionen wurden nicht nur in zahlreiche Sprachen übersetzt, sondern auch mit internationalen Design-Preisen wie dem Red Dot Award, dem iF Award oder dem DDC-Award Gute Gestaltung in Gold ausgezeichnet.

Schließlich arbeitete er bei der Experimenta Heilbronn als Abteilungsleiter der Fulldome Produktion und Creative Director des Science Domes, einer Mischung aus „Mediendom“ und Theater, welche über ein drehbares Auditorium miteinander verbunden sind. „Zu meinen Aufgaben gehörte der Aufbau der Medienproduktionsabteilung, die Konzeption eigener Inhalte und der Aufbau von Kooperationen insbesondere mit Hochschulen und Kooperationspartnern“, sagt Heinsohn.

Es ergaben sich Lehraufträge für 2D- und 3D-Animation an Hochschulen in Deutschland, wie z. B. der FH Potsdam im Fachbereich Design, die Zweitbetreuung von Bachelor- und Diplom-Arbeiten sowie eine Forschungsstelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Informationsdesign an der Hochschule Merseburg.

Die letzten zwei Jahre vor seiner Berufung an der Hochschule Aalen arbeitete er neben seiner Tätigkeit für die experimenta nebenberuflich als Leiter der sogenannten Sternkammer Lübeck. Dabei handelt es sich um das durch ihn wiederentdeckte älteste Schulplanetarium der Welt von 1931. Heinsohn recherchierte historisch, entwarf einen Modernisierungsplan und integrierte ein digitales System – zusätzlich zu einem weltweit einmaligen historisch-analogen.

Mit Berufung in den Studienbereich Human Centricity kämen bei ihm viele Grundsatz-Fragen auf: „Man spürt, dass die Hochschule Aalen in Bewegung ist und ein wegweisendes Profil verfolgt. Die Wurzeln der Studiengänge bieten ein solides Fundament. Hier gibt es vielfältige Möglichkeiten und Chancen, uns überregional innovativ in der Hochschul-Landschaft zu positionieren.“ Dazu wolle er gezielt sein neues Feld – angedockt an das bestehende Medienlabor und den sich im Bau befindlichen künftigen „Mediendom“ – gerade in der Zusammenarbeit mit dem explorhino als Kanal zur Öffentlichkeitsarbeit , Wissenschaftskommunikation und Netzwerkarbeit nutzen. Der „Nährboden“ in Form wissbegieriger, unvoreingenommener junger Menschen und einer starken Firmenlandschaft in der Region sei gegeben. Er freut sich, unmittelbar mit dem hochmotivierten und engagierten Team des Medienzentrums zusammenarbeiten zu können.

Heinsohn legt besonderen Wert darauf, seine Studierenden zu befähigen, zu Technik und Gestaltung eine persönliche Haltung zu entwickeln. Der Einfluss technischer Entwicklungen auf gesellschaftliche Prozesse sei enorm, das Potential von KI groß. Hier gelte es zu lernen, Trends zu reflektieren, einzuordnen und kreativ zu nutzen. Seine Studierenden sollen ein Bewusstsein für Design entwickeln: „Welche Rolle spielt Design? Was kann Gestaltung überhaupt leisten? Wie können wir mit der Verbindung aus Technik und Gestaltung Magie erzeugen und ein Publikum fesseln? Welche Geschichten möchte ich erzählen und wie erreiche ich Menschen?“ Hierzu gehöre es auch, die Begeisterung selbst zu entwickeln und weiterzugeben. Heinsohn: „Denn man erzählt nur von Dingen und treibt sie nachhaltig voran, wenn sie einen selbst begeistern.“ Mit dem Mediendom habe er selbst auch für seine eigene Forschung, in welche er die Studierenden einbeziehen möchte, ein großes Spielfeld.