Wie mobile Arbeit in Zukunft gestaltet werden kannHochschule Aalen ist am Verbundvorhaben „prentimo“ beteiligt

Wie kann mobile Arbeit sicher, gesund und lebensphasengerecht gestaltet werden? Damit beschäftigen sich Prof. Dr. Kerstin Rieder (rechts) und Sylvia Kraus vom Studiengang Gesundheitsmanagement.

Fr, 16. September 2016

Tablet, Smartphone Laptop, Strom und WLAN – mit diesen fünf Hilfsmitteln lassen sich heute viele Arbeiten ortsunabhängig und flexibel erledigen. Das Arbeiten von zu Hause, beim Kunden vor Ort oder häufige Geschäftsreisen gehören inzwischen zum Arbeitsalltag vieler Menschen. Diese Arbeitsform birgt Chancen, aber auch Risiken. Wie mobile Arbeit in Zukunft gestaltet werden kann, damit beschäftigt sich das Verbundvorhaben „prentimo“, an dem die Hochschule Aalen beteiligt ist. Das Projekt mit einem Gesamtvolumen von 2,2 Millionen Euro wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Mobiles Arbeiten kann neue Freiräume eröffnen. Durch fehlende Grenzen zwischen Arbeit und Leben, das ständige Unterwegs sein und eine permanente Erreichbarkeit können aber auch neue physische und psychische Belastungen entstehen. „Daher muss die mobile Arbeit von morgen sicher, gesund und lebensphasengerecht gestaltet werden“, sagt Prof. Dr. Kerstin Rieder, die an der Hochschule Aalen im Studiengang Gesundheitsmanagement lehrt. Hier setzt das neue Verbundvorhaben „prentimo – Präventionsorientierte Gestaltung mobiler Arbeit“ an. Im Fokus des Teams der Hochschule Aalen stehen dabei arbeitspsychologische Analysen und darauf aufbauende Maßnahmen. Das Projekt mit einer Laufzeit von drei Jahren soll wichtige Impulse und Ansatzmöglichkeiten für die Arbeitsgestaltung, die Gesundheitsförderung, das Personalmanagement und die Mitbestimmung in einer sich wandelnden Arbeitswelt liefern. Die dafür vom Bundesministerium für Bildung und Forschung bereitgestellten Fördermittel belaufen sich auf ein Gesamtvolumen von 2,2 Millionen Euro. Rund 250 000 Euro entfallen davon auf die Hochschule Aalen, die mit einem Teilprojekt an dem Verbundvorhaben beteiligt ist.

Hohe Anpassungsleistungen

„Wir forschen im Bereich der Gesundheitsförderung. Ziel ist es, Instrumente zur Analyse von Belastungen und Ressourcen bei mobiler Arbeit zu entwickeln“, erklärt Prof. Dr. Kerstin Rieder, „denn mobile Tätigkeiten in der Arbeitswelt nehmen aufgrund technischer Entwicklungen und der Globalisierung an Bedeutung zu“. Ob es der Servicetechniker sei, der beispielsweise im Amazonas unter schwierigen klimatischen Bedingungen eine Maschine repariere, die ambulante Pflegekraft oder der Arbeitnehmer, der die nächste Präsentation im Zug erarbeitet – die neuen Arbeits- und Organisationsformen erforderten hohe Anpassungsleistungen von den Beschäftigten, die nicht mit bisherigen Tätigkeiten an einem festen Arbeitsplatz vergleichbar seien. „Wir wollen untersuchen, welche Konsequenzen sich daraus für Unternehmen sowie Mitarbeitende und deren Gesundheit ergeben“, erläutert Sylvia Kraus. Die studierte Psychologin arbeitet gemeinsam mit Prof. Dr. Kerstin Rieder an dem Teilprojekt und entwickelt gerade ein Fragebogen für die Unternehmenspartner, zu denen beispielsweise die Deutsche Telekom Technischer Service GmbH Bonn sowie STRABAG Property and Facility Services GmbH gehören. Die Arbeit der Hochschule Aalen erfolgt in engem Austausch mit den Verbundpartnern im Forschungsvorhaben, darunter der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, das Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung München, das Cogito Institut für Autonomieforschung e.V. und ver.di Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft.

Neue Wege finden

„Es ist immens wichtig, mobile Arbeit gut in die Berufsbiographien zu integrieren“, betont Prof. Dr. Kerstin Rieder, vor allem vor dem Hintergrund einer Familiengründung. „Bislang wurde mobile Arbeit hauptsächlich von Frauen ohne Kinder oder von Männern mit und ohne Kinder ausgeübt. Hier müssen wir neue Wege finden. Es gilt, mobile Arbeit auch geschlechtersensibel zu gestalten.“ Der Arbeits- und Gesundheitsschutz stehe vor ganz neuen Herausforderungen. „Durch das Projekt soll ein Leitfaden zur Gestaltung mobiler Arbeit entstehen, der unter anderem kleinen und mittleren Unternehmen – auch hier in der Region – zur Verfügung gestellt werden kann“, sagt Sylvia Kraus