Drei KMU-Studierende mit dem Gründerpreis der Hochschule ausgezeichnetMotivation ist nicht dauerhaft, das ist wie mit der Körperhygiene: Beides muss man immer wieder auffrischen

Abschlussveranstatung der StAArtUp Challenge

Sa, 21. Dezember 2019

Warum fällt so viel Plastikabfall im Bad an? Rund ein Drittel des Einwegplastikmülls stammt von Körperpflegeprodukten. Warum haben einige ein Problem mit juckender oder trockener Haut? Bis zu 20 Prozent der Bevölkerung haben laut Deutschem Allergie- und Asthmabund eine Unverträglichkeit gegen Duftstoffe. Und was ist überhaupt in konventionellen Shampoos und Duschgels drin? Das sind nur ein paar der Fragen, die sich Jakob Weber, Luca Taschner und Florian Kirrmann gestellt haben. Sich selbst etwas Gutes tun (ein natürliches Produkt nutzen, das nicht teurer als ein herkömmliches Produkt ist) und zugleich etwas im Sinne der Gesellschaft leisten (vollständige Vermeidung von Plastikabfall): Das klingt nicht nur gut, sondern wird auch durch die Idee des Dreiergespanns möglich. Alle studieren sie Betriebswirtschaft für kleine und mittlere Unternehmen (BWL KMU) im siebten Semester an der Hochschule Aalen.

Die drei Studierenden traten beim hochschulweiten Gründerwettbewerb mit ihrem Produkt unter dem Namen Truth Cosmetics an. In der ersten Runde konnten bei der hochschuleigenen Gründungsinitiative stAArt-UP!de während den ersten drei Wochen des Semesters Geschäftsideen eingereicht werden. Davon haben 57 Teams Gebrauch gemacht. Die Gründungsinitiative um Projektleiter Christian Kling hat anschließend die 40 überzeugendsten Ideen ausgewählt und zur Abstimmung gestellt. Dabei waren die etwa 7.000 Hochschulangehörigen (Studenten, Professoren und Mitarbeiter) alle stimmberechtigt. Bereits hier setzte sich das KMU-Trio in der zweiwöchigen Votingphase deutlich durch.

Jedoch wurden die Karten im Vorfeld des Finales neu gemischt, denn die siebenköpfige Expertenjury traf am Finalabend am 03. Dezember erstmalig auf die zwölf nominierten Teams und ihre Ideen. Die Pitch-Veranstaltung fand im AAccelerator Aalen mit rund 100 Zuschauern statt und hatte den einzigartigen Charme einer Aalener Höhle der Löwen. Die Jury war sich einig, dass der mit 1.000 Euro dotierte Hauptpreis, der Gründer-Oscar der Hochschule Aalen, an Truth Cosmetics geht. Auch der Publikumspreis, bei dem alle anwesenden Zuschauer abstimmen durften, ging an das Team. Im Anschluss an die Pitch Sessions und die Preisverleihung bestand die Möglichkeit, mit den Teams und Unternehmen aus dem Innovationszentrum ins Gespräch zu kommen. Das Team von Truth Cosmetics stellte hier seinen Prototypen vor und war der gefragteste Gesprächspartner des Abends.

„Wir haben bisher viel Zeit und Herzblut in Truth Cosmetics gesteckt und unser Produkt im Rahmen der stAArt-UP!de Challenge in der Hochschule intensiv beworben“, sagt Florian Kirrmann. Der ein oder andere dürfte dem Team in der Abstimmungsphase sicherlich begegnet sein. „In den zwei Wochen habe ich 27 verschiedene Vorlesungsveranstaltungen besucht und zudem an so gut wie jedes Büro im Hauptgebäude geklopft, um unsere Idee vorzustellen. Wenn Du etwas erreichen willst, musst Du bereit sein, die Extrameter zu gehen. So ein Abend wie das Finale ist dann mehr eine Belohnung für uns und die Entscheidung der Jury zeigt uns auch, dass wir auf einem guten Weg sind. Wir bekommen richtig positives Feedback und jeder kann auch etwas damit anfangen. Manche waren etwas überrascht, dass hinter Truth Cosmetics kein Frauenteam steckt. Aber wir leben in einer Zeit, in der veraltete Denkmuster anstatt Unmengen an Plastik auf den Mülldeponien landen sollten. Körperpflege und Umweltschutz geht jeden etwas an, denn unsere Zielgruppe sind Leute, die sich waschen. Vor allem bietet unser Produkt einen richtigen Mehrwert in den beiden Bereichen, ohne dass der Endkunde dafür tiefer in die Tasche greifen und auf das herkömmliche Duscherlebnis verzichten muss“, sagt Jakob Weber.

Das Studierendenteam arbeitet seit März 2019 an dem Projekt und hat parallel dazu im Studienmodul bei Prof. Holger Held und Herr Thomas Bolz einen Businessplan erarbeitet. „Das ist das Ergebnis von einer Menge Arbeit. Große Dinge entstehen selten aus der Komfortzone heraus. Aber wenn Du weißt, wofür Du das Ganze machst, dann willst Du gar nicht mehr aufhören. Die Möglichkeit, Ziele zu erreichen und Träume wahr werden zu lassen, macht das Leben doch erst so richtig interessant. Wenn Du Träume hast, dann kannst Du die Wirklichkeit verändern. Das ist für mich Entrepreneurship par Excellence. Das verbinde ich auch ganz zentral mit BWL KMU: ein generalistisches Studium, das es ermöglicht, ein Unternehmen zu gründen. Letztlich kommt es auf Theorie, Praxis und Motivation an. In puncto Theorie und Praxis müssen sich unsere Hochschule und unser Studiengang nicht verstecken. Und Motivation ist nicht dauerhaft, das ist wie mit der Körperhygiene: Beides muss man immer wieder auffrischen, das kann nicht einmal Truth Cosmetics vollständig verhindern“, sagt Jakob Weber und lacht.

Truth Cosmetics hat ein natürliches Wirkstoffkonzentrat entwickelt, dass vom Endkunden lediglich mit Wasser vermischt werden muss, um ein natürliches und hautverträgliches Shampoo und Duschgel zu erhalten. Dabei wird vollkommen auf Plastik verzichtet, es können eine wiederverwendbare Flasche sowie natürliche Duftöle verwendet werden. Das passt in die Vision „plastikfreies Bad“ der drei Studierenden. Das Team konnte zudem den Businessplan-Wettbewerb der Kreissparkasse Ostalb gewinnen und wurde für den Innovationspreis Ostwürttemberg nominiert.