Von der Praxis in den Hörsaal und wieder zurückErfolg ist eine Frage der Einstellung, im Studium genauso wie im Berufsleben

Foto: Jessica Enzinger vor Aktenablagefächern

Jessica Enzinger studiert an der Weiterbildungsakademie der Hochschule Aalen, während sie ihre Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau macht.

Mo, 08. Januar 2018

Jessica Enzinger studiert das neue Studienmodell „Studium & Ausbildung dual“. Parallel zu Ihrer Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau im Unternehmen Kemmler Baustoffe, studiert sie Betriebswirtschaftslehre an der Weiterbildungsakademie der Hochschule Aalen. Im Interview erklärt sie, wie sie den Spagat zwischen Ausbildung und Studium meistert und was sie motiviert.

Frau Enzinger, wie fühlt es sich an, gleichzeitig Student und Azubi zu sein? Wie läuft das genau ab?

Es ist sicher für viele Menschen schwer vorstellbar, diese drei Dinge (Arbeit, Berufsschule und Studium) unter einen Hut zu bringen. Klar ist es nicht einfach, eine Sechs-Tage-Woche zu haben, denn mein Wochenende beginnt erst am Samstag um 17 Uhr. Aber es macht Spaß. Man lernt viele neue Leute kennen, von denen manche gleiche Ansichten haben. Ich mag den Umgang mit Menschen sehr, daher habe ich mich damals für die Ausbildungsstelle als Groß- und Außenhandelskauffrau entschieden, weil ich dort jeden Tag mit Menschen zu tun habe. Wie meine Woche so abläuft, erzähle ich gerne. Meine Woche beginnt Montagmorgen um 7 Uhr, so wie jeden Tag. Ich arbeite drei Tage die Woche in meinem Unternehmen und das ganz normal acht Stunden lang. Eineinhalb Tage die Woche gehe ich zur Berufsschule, wie es gesetzlich vorgeschrieben ist. Da ich momentan Freitagmorgen Berufsschulunterricht habe, bin ich bis 15:30 Uhr von der Arbeit freigestellt, da meine erste Vorlesung in der Woche freitags um 15:30 Uhr beginnt. Meinen Freitagabend und meinen Samstagvormittag verbringe ich dann in den Vorlesungen der Hochschule Aalen, was für mich nicht weiter schlimm ist, denn, wenn man sein Ziel erreichen will, muss man einfach gewisse Opfer bringen. Durch dieses Programm werde ich aber in Bezug auf Vorlesungen gut unterstützt. Da ich meine Ausbildung nebenher absolviere, bekomme ich in den ersten zwei Semestern sechs von zehn Modulen angerechnet, ich muss also in diesem Zeitraum nur in vier Modulen eine Klausur schreiben. Insgesamt finden für mich im ersten Semester nur an neun Wochenenden die Vorlesungen statt. Dies erleichtert es mir natürlich enorm, dem „Druck“ stand zu halten. Man hat aber trotzdem die Möglichkeit, die anrechnungsfähigen Klausuren freiwillig mitzuschreiben, um seinen Schnitt zu verbessern, wenn man das möchte. Allerdings wird jede geschriebene Klausur in die Note mit einbezogen, daher sollte man sich das gut überlegen.

Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen, um ein duales Studium erfolgreich zu meistern?

Abgesehen von den schulischen Voraussetzungen, die notwendig sind, sollte man auf jeden Fall Motivation mitbringen. Denn wenn man ein Ziel vor Augen hat, setzt man auch alles daran, dieses zu erreichen. Zumindest geht es mir so. Natürlich ist Zeit und Durchhaltevermögen gefragt und vor allem Selbstdisziplin. Ich merke es gerade vor meinen ersten Klausuren, dass man sich zusammenreißen muss, um nichts schleifen zu lassen. Nur dadurch erreicht man auch sein Ziel. Ich weiß zwar noch nicht, ob mich meine Einstellung zum Erfolg bringt, aber ich bin guter Dinge, da ich sehr motiviert bin, die Sache durchzuziehen und auch gut abzuschließen.

Wie sehen Ihre beruflichen Pläne aus?

Mir ist vor ein paar Jahren bewusst geworden, dass ich in meinem Leben keine normale „Facharbeiterin“ bleiben möchte. Ich wollte damals nach meinem Realschulabschluss eine Ausbildung anfangen und bekam leider nicht die Möglichkeit dazu. Also begann ich an meiner Bildung zu arbeiten und besuchte das Berufskolleg I. Ich konnte mir nie vorstellen, eines Tages studieren zu gehen, also bewarb ich mich nach dem BK I wieder für eine Ausbildungsstelle. Leider bekam ich in diesem Jahr auch nicht die Chance und somit entschloss ich, die Fachhochschulreife zu absolvieren. Nach dem Berufskolleg II bekam ich dann die Möglichkeit, bei der Firma Kemmler Baustoffe Aalen GmbH meine Ausbildung anzufangen. Diese nahm ich gerne an und somit bin ich nun im dritten und letzten Lehrjahr meiner Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau. Als die Studiengangmanagerin der Weiterbildungsakademie, Janine Bohler, im zweiten Lehrjahr in der Berufsschule auf uns zukam und das Programm vorstellte, begann ich mir zu überlegen, ob Studieren nicht doch etwas für mich wäre. Davor hatte ich nur darüber nachgedacht, einen Betriebs-/ oder Fachwirt zu machen. Das Programm sprach mich an, da ich in meinem Werdegang viel erreichen will. Ich erhoffe mir durch diesen dualen Studiengang, eine bessere Chance im Arbeitsleben zu bekommen. Dadurch, dass ich nicht aus dem Arbeitsleben aussteige und den Wandel der Wirtschaft „live“ mitbekomme, hoffe ich, dass ich eines Tages gegenüber anderen einen Vorteil haben werde.

Frage an Herrn Michele Lardino, Geschäftsführer Kemmler Baustoffe Aalen: Welche Chancen bietet das Studienmodell „Studium & Ausbildung dual“ für Ihr Unternehmen?

Wir sehen im Studienmodell „Studium & Ausbildung dual“ mit Jessica Enzinger die Chance, unseren Nachwuchs effektiv und zielgerichtet zu fördern und für spätere Managementaufgaben (z. B. Projektmanagement, etc.) zu qualifizieren. Darüber hinaus sehen wir die Möglichkeit, bereits während der Ausbildungs-/ Studienzeit durch Jessica Enzinger neue Impulse, Ideen und Vorgehensweisen, welche sie durch das frisch erworbene akademische Fachwissen einbringt, zu bekommen und somit auch bereits eingearbeitetes Fachpersonal und den Wissensaustausch untereinander zu fördern.