„Das war ein richtiges Pionierfeeling…“Prorektor Prof. Dr. Alexander Haubrock verlässt die Hochschule Aalen und blickt auf spannende Jahre zurück

Prof. Dr. Alexander Haubrock lehrte 17 Jahre lang an der Hochschule Aalen und war seit 2010 Prorektor. Jetzt zieht es den gebürtigen Niedersachsen wieder in Richtung Norden.

Di, 02. August 2016

Offen sein, über den Tellerrand schauen, Veränderungen wagen: Für Neues ist Prof. Dr. Alexander Haubrock immer aufgeschlossen. Jetzt steht für den Professor und Prorektor, der an der Hochschule Aalen Betriebswirtschaft für kleine und mittlere Unternehmen lehrt, eine weitere, große Veränderung an – nach 17 Jahren auf der „rauen Ostalb“ zieht es den gebürtigen Niedersachen wieder in Richtung Norden. Er blickt auf eine spannende Zeit in Aalen zurück.

Bewegung spielt eine große Rolle im Leben von Prof. Dr. Alexander Haubrock. Und zwar sowohl im wortwörtlichen als auch im übertragenen Sinne. Denn den leidenschaftlichen Langstreckenläufer und Ausdauersportler reizt die stetige Herausforderung. Etwas aufbauen, weiterentwickeln, gestalten – das sind die Konstanten in einem Lebenslauf, in dem sich auch eher ungewöhnliche Punkte finden wie „Praktikum im Gefängnis“ oder „Unternehmensberater für Bäckerei-Ketten“. Immer mal wieder den Blickwinkel wechseln war schon als Jugendlicher seine Devise. Als Haubrock das Angebot für einen Schüleraustausch in die USA bekam und er sich innerhalb von vier Tagen entscheiden musste, zögerte er nicht lange. Mal raus aus Vlotho, der ostwestfälischen Kleinstadt, in der er aufgewachsen ist – warum nicht?

Und so kam der damals 17-Jährige in eine kalifornische Gastfamilie, um für ein Jahr den „American Way of Life“ zu erleben. „Das war total überwältigend. Ein großes Abenteuer, das mein späteres Leben in vielfältiger Weise verändert hat“, erzählt Prof. Dr. Alexander Haubrock, der gerne reist und in die Kulturen anderer Länder eintaucht. Der Schüleraustausch habe, natürlich nicht auf völlig bewusstem Wege, das Reflektieren von Kulturen ermöglicht. In seiner Funktion als Prorektor für internationale Angelegenheiten war es ihm in den vergangenen Jahren daher auch ein großes Anliegen, die Internationalisierung der Hochschule Aalen voranzutreiben und den Studierenden Auslandserfahrungen zu ermöglichen: „Es ist einfach wichtig, über den Tellerrand zu schauen.“ Auch in einer weiteren Hinsicht hat ihn sein USA-Jahr geprägt. „Wir hatten in der Highschool das Fach ‚Speech and Debate‘, sozusagen eine Rhetorik-Ausbildung. Das war stark!“, erinnert sich der heute 53-Jährige. „Was das öffentliche Sprechen angeht, war das sehr hilfreich“, so Haubrock, der sich weit über Hochschulkreise hinaus den Ruf eines spritzigen und eloquenten Redners erarbeitet hat.

Spannend und faszinierend

Auch wenn damals bereits Grundsteine für die spätere Hochschulprofessur gelegt wurden, erklärtes Ziel war sie zuerst nicht. Das lautete nämlich: Psychologie. Nach seinem Abitur studierte Alexander Haubrock also Psychologie an der Universität Münster, machte eine Therapieausbildung und beschäftigte sich zusätzlich mit dem Thema Personalentwicklung. Erste berufliche Erfahrungen sammelte er in der Uni-Beratungsstelle, als Therapeut und im psychologischen Dienst des Strafvollzugs. „Das war spannend und faszinierend. Aber diesen Beruf ein Leben lang auszuüben, das konnte ich mir nicht vorstellen“, sagt Haubrock. Als er die Gelegenheit bekam, in den Bereich Personalentwicklung reinzuschnuppern, stand die weitere berufliche Richtung für ihn fest. Nach seiner Promotion in Wirtschaftspsychologie arbeitete er als Unternehmensberater in der Lebensmittelindustrie und als Personal- und Marketingleiter einer großen, mittelständischen Bäckerei-Kette. Doch im Hinterkopf spukte immer mal wieder die Idee, an eine Hochschule zu gehen.

„Es war ein großer Zufall, dass ich in dieser Zeit in Aalen war, um ein Bäckereiunternehmen zu beraten. Kurz darauf wurde auf Anregung des damaligen Rektors Prof. Dr. Dr. Ekbert Hering der Studiengang ‚Betriebswirtschaft für kleine und mittlere Unternehmen‘ (KMU) an der Hochschule Aalen gegründet – und dafür wurden Professoren gesucht“, erzählt Haubrock, der dann die Professur „Personalmanagement und Wirtschaftspsychologie übernommen hat. „Wir waren anfangs zu dritt und haben den Studiengang aufgebaut“, erinnert er sich und fügt lachend hinzu: „Das war ein richtiges Pionierfeeling.“ Seit 17 Jahren lehrt Haubrock an der Hochschule Aalen, hat von 2003-2010 den Studiengang KMU geleitet und ist seit 2010 Prorektor. Aber mit Ende dieses Sommersemesters ist jetzt für ihn wieder Pioniergeist angesagt – wechselt der 53-Jährige doch an die Hochschule Bielefeld, um dort den Bachelorstudiengang „Wirtschaftspsychologie“ zu leiten und ein entsprechendes Masterangebot aufzubauen.

Herausforderung

Auf seine Aalener Zeit schaut Prof. Dr. Alexander Haubrock gerne zurück. „Die Hochschule Aalen hat in den vergangenen Jahren eine Wahnsinnsentwicklung gemacht“, betont Haubrock im Hinblick auf die Entwicklung der Studierendenzahlen, aber auch bezüglich der Forschung, die hier geleistet werde. „Zehn Jahre forschungsstärkste Hochschule für angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg, das ist schon eine tolle Sache.“ Außerdem sei die Hochschule zu einem Teil der Region geworden. „Als ich 1999 hierherkam, gab es noch starke Berührungsängste, heute sind die Verflechtungen viel enger geworden“, freut sich Haubrock. Der Hochschule Aalen sei er wirklich dankbar: „Sie hat mir die Möglichkeit gegeben, etwas Unglaubliches zu machen: nämlich mich in die Rolle des Professors hinein zu entwickeln.“ Gerade die Zusammenarbeit mit den Studierenden sei eine stetige, positive Herausforderung. „Ich mag Challenge“, sagt Haubrock salopp, „nicht weil die Studierenden schwierig sind, sondern weil sie mir was geben: Sie verändern sich, dadurch muss ich mich auch verändern. Man kann schließlich nicht all die Jahre das Gleiche machen.“ Da sind sie wieder – die Konstanten Entwicklung und Veränderung in dem bewegten Leben von Prof. Dr. Alexander Haubrock.