18:00 Uhr - 19:30 Uhr

Seit 2013 ist in China mit dem Social Credit System (SCS) ein digitales Instrument im Einsatz, das in seiner endgültigen Version fähig sein soll, mithilfe von Algorithmen die gesamte chinesische Gesellschaft im Sinne einer sozialistischen Zukunftsvision zu steuern.
Hierzulande werden von diesem System vor allem orwellsche Überwachungsszenarien diskutiert. In der Tat jedoch ist das SCS weitaus differenzierter, heterogener und unvollkommener als oft angenommen. Im Vortrag wird gezeigt werden, wie das SCS sich der besonderen traditionellen Methoden bedient, wie in Chinas Gesellschaft Überschreitungen sanktioniert und „ordnungsgemäßes“ Verhalten erzeugt werden soll. Es zeigt sich, dass ein digitales Kontrollsystem gar nicht so sehr das Instrument eines totalitären Staates ist als vielmehr ein Ausdruck der Schwäche von Durchsetzungsfähigkeit im juristischen Bereich und im Zusammenhalt einer üblicherweise als „kommunitarisch“ gedeuteten Gesellschaft.

Dr. Ulrich Theobald lehrt moderne chinesische Geschichte an der Universität Tübingen, mit einem Schwerpunkt auf Verwaltungsrecht, Wirtschaft und Militär.

Räume
Beethovenstraße, Hauptgebäude (HG) Neue Aula

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